Im Februar 2024 feierte man in Hochstetten groß: Der modernisierte Bahnhof wurde nach langer Bauzeit offiziell übergeben. Aus den ursprünglich geplanten drei Millionen Euro waren sportliche sechs Millionen geworden – aber wer zählt schon mit, wenn der Anlass so feierlich ist? Neben funktionalen Verbesserungen versprach die Bahn damals nicht nur Barrierefreiheit und ein neues Leitsystem, sondern auch ein freundliches Erscheinungsbild – blühende Beete inklusive, zur Freude der Reisenden und der optischen Aufwertung des Areals.
Heute zeigt sich der Bahnhof jedoch von einer anderen, eher… naturbelassenen Seite. Statt liebevoll gepflegter Beete erwartet Ankommende ein üppiger Mix aus Disteln, Gräsern und allerlei Wildwuchs, der „Stihl sei Dank“ stets rasiert wird. Ein grünes Wunderland – allerdings mehr in Richtung Abenteuerbiotop als gepflegte Blumeninsel. Doch das Erstaunliche: Die Pendlerinnen und Pendler nehmen’s eher gelassen. Hauptsache, der Zug fährt. Für viele ist der Zustand schlicht zweitrangig. Schließlich kommt man ja nicht wegen schöner Hecken zum Bahnsteig.
Was jedoch bleibt, ist der fade Beigeschmack eines Versprechens bei der Eröffnung, das nie eingelöst wurde. Wenn zur Einweihung von „blühenden Akzenten“ gesprochen wird, dann darf man auch erwarten, dass irgendwann eine Tulpe den Kopf hebt – und nicht nur das Unkraut. Ein bisschen Pflege, ein paar Stauden oder wenigstens ein Gärtnerbesuch pro Saison – das wäre bei einem sechs-Millionen-Euro-Projekt durchaus drin gewesen. Stattdessen übt sich der Bahnhof nun als unfreiwilliges Mahnmal für verpasste Details im großen Planungsbild. Bleibt zu hoffen, dass die Bahn eines Tages nicht nur Schienen, sondern auch Worte ernst nimmt – und das nächste Versprechen nicht im Grün verschwindet.