Es war ein Unwetter, das niemand in Kirn-Sulzbach je vergessen wird: Am Pfingstmontag, dem 19. Mai 2024 verwandelte sich die idyllische Rohrsbach in einen reißenden Strom, der sich ohne Vorwarnung durch das Ortsbild fraß – Häuser wurden überflutet, Keller standen bis zur Decke unter Wasser, Hausrat wurde weggespült, Gärten zerstört. Die Bilder gleichen einer Katastrophendokumentation – nur, dass es kein Film war. Es war Realität. Hunderte Helferinnen und Helfer aus der gesamten Region waren rund um die Uhr im Einsatz. Bagger, Pumpen, Kehrmaschinen und neben Hauptamrlichen sorgten unzählige Freiwillige für einen Kraftakt, der Kirn-Sulzbach für einen Moment stillstehen und gleichzeitig zusammenwachsen ließ. Die Solidarität war groß, die Hilfsbereitschaft überwältigend. Die Schlagzeilen von damals: zerstörte Häuser, unpassierbare Straßen, Menschen, die alles verloren – aber auch ein Ortsteil, der zusammenhielt.
Heute, ein Jahr später, ist die Katastrophe aus den Schlagzeilen verschwunden. Was bleibt, ist ein Ortsteil, der sich Stück für Stück aufrichtet – oft mit eigenen Mitteln, in Eigenleistung, mit viel Geduld. Doch trotz aller Aufbruchsstimmung steht fest: Vieles ist noch immer nicht geschafft. Man muss nur genauer hinschauen. Etliche Betroffene kämpfen nach wie vor mit Versicherungen, warten auf Fördermittel oder stecken mitten im Wiederaufbau. Straßen und Infrastruktur sind stellenweise nur notdürftig instandgesetzt. Die Kirner Straße hat am meisten gelitten. Die gleicht einer mittelalterlichen Schlaglochpiste. Schutzmaßnahmen, die solche Ereignisse künftig verhindern oder zumindest abmildern könnten, sind bislang kaum realisiert – sie befinden sich, wenn überhaupt, in Planungsphasen, Prüfverfahren oder warten auf Finanzierung. Und das in einem Zeitalter, in dem Extremwetter längst keine Ausnahme mehr sind.
Kirn-Sulzbach hat sich in der Not bewährt. Doch das Vertrauen, dass aus der Katastrophe auch politisch und baulich Konsequenzen folgen, wird auf die Probe gestellt. Die kosten Geld. Viel Geld. Und das ist leider aus. Während die Erinnerungen an die dramatischen Tage langsam verblassen, bleiben die Schäden – und die Sorge, dass sich alles wiederholen könnte. Ein Jahr nach dem Pfingsthochwasser steht Kirn-Sulzbach nicht still. Aber es braucht mehr als Durchhalteparolen: Es braucht Investitionen, schnelle Genehmigungen und sichtbare Maßnahmen – damit aus der nächsten Gewitterzelle keine neue Katastrophe wird.