Aus gegebenen Anlass ein kurzer Blick in die Schmuckstadt Idar-Oberstein – und in eine Realität, die nach Drehbuch klingt. Willkommen im Jahr 2025, wo Grundschulkinder nicht mehr bloß lesen, schreiben und rechnen lernen – sondern offenbar auch, wie man im Bus eine kleine Terrorherrschaft errichtet. Brave Schüler fahren jedenfalls nicht mehr mit. Verständlich: Wenn die morgendliche Busfahrt mehr nach „Survivor“ als nach Schulweg klingt, bleibt man lieber zu Hause oder ruft Oma an. Während andere Kinder Fahrkarten haben, scheinen manche lieber ein Prügel-Abo zu nutzen. Da wird beleidigt, geschubst, geschlagen – ein bisschen „Fight Club“ für Grundschüler. Und das alles zwischen Kindersitzen und Ranzen mit Dino-Motiven. Da fragt man sich doch: In welcher Welt leben wir eigentlich? In einem Tarantino-Film für Kinder?
Jetzt also der große Krisengipfel, nachdem der SWR über die Zustände berichtete. Die Kreisverwaltung ruft zum Runden Tisch. Busfahrer, Schulleitung, Verwaltung – alle wollen miteinander sprechen. Vielleicht mit Keksen. Vielleicht mit Flipchart. Sicher aber mit dem diffusen Wunsch, „irgendwas“ zu ändern. Man denkt über mitfahrende Erwachsene nach. Die Idee: Erwachsene als menschliche Airbags gegen kindliche Randale. Nur schade, dass ein Busfahrer das offenbar schon vor Jahren vorgeschlagen hat. Aber gut, lieber spät als nie. Natürlich ist das alles nicht lustig. Aber tragikomisch ist es allemal. Da braucht es in einem Hochindustrieland wie Deutschland einen Krisenstab, weil Siebenjährige sich nicht benehmen können.
Vielleicht wäre das auch mal was für die UN – eine Friedenstruppe für Schulbusse. Oder, ganz verrückt gedacht: Wir bringen Kindern wieder bei, dass man andere nicht haut. Könnte wirken. Ganz ohne Runden Tisch. Ach ja – im Kirner Land soll es übrigens noch ruhig und sicher in den Schulbussen zugehen. Möge es so bleiben. Man weiß ja nie, wo die nächste Staffel von „Bus-Wars“ gedreht wird. Und doch bleibt die größere Frage: Was läuft eigentlich schief in einer Gesellschaft, in der Kinder Gewalt als Mittel zur Kommunikation erleben – und offenbar normalisieren? Wo sind wir, wenn ein Schulweg nicht mehr sicher ist, weil niemand mehr hinschaut oder rechtzeitig eingreift? Vielleicht liegt das Problem nicht nur im Bus – sondern längst mitten unter uns.