In Rheinland-Pfalz wird bald nicht nur gelebt, sondern auch gestorben, wie man möchte. Das Gesundheitsministerium will das Bestattungsgesetz modernisieren. Flussbestattung? Kein Problem. Urne übergangsweise ins Wohnzimmer? Erlaubt. Sargpflicht? Wird abgeschafft. Das Jenseits war noch nie so individuell. Was wie ein Kapitel aus einem Ratgeber für postmoderne Selbstverwirklichung klingt („Sterben, aber bitte stilvoll“) ist ernst gemeinte Politik. Gesundheitsminister Clemens Hoch sieht darin einen „kulturellen Wandel“. Der Tod wird zum letzten Ort persönlicher Entfaltung. Wer noch zu Lebzeiten über die Farbe der Kaffeetasse bestimmt hat, darf nun auch bestimmen, ob er sich später lieber im Rhein auflöst oder im Ikea-Regal weiterlebt.
Natürlich gibt es Widerstand. Die Kirchen schlagen Alarm – die Totenruhe sei in Gefahr. Und Bürgermeister wie Frank Ensminger aus Kirn sehen schon die Friedhöfe verwaisen und die kommunalen Kassen bluten. Denn wenn niemand mehr zur Beerdigung kommt, zahlt auch niemand mehr dafür. Die Kosten für Friedhofs-Pflege laufen hingegen weiter. Die letzte Ruhe kostet nach wie vor, selbst wenn sie unkonventionell ist. Aber vielleicht ist genau das der Zeitgeist. Wo früher streng geregelt war, wo und wie gestorben wird, regiert heute das Ich-Gefühl. Die Reform mag unbequem sein – aber sie ist auch konsequent. Wir haben unser Leben individualisiert, jetzt kommt das Sterben dran. Die letzte Freiheit ist eben die Freiheit, auch im Tod noch anders zu sein als die anderen. Hauptsache, man weiß, wo man die Urne hingestellt hat.
Und wieder wird ein Ritual unserer Kultur zerstört und „modernisiert“ und „individualisiert“. Es ist ein weiterer Baustein, unserer Gemeinschaft verlässliche Strukturen zu entziehen.Eine traurige Nachricht.
Ich muss noch etwas ergänzen: In unserem Grundgesetz steht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Auch ein verstorbener Mensch hat Würde und er ist würdig zu bestatten
Dies scheint den „Modernisierern “ in Mainz entgangen zu sein.