Kirn, Hauptstadt der Undankbarkeit – Wenn der Bürgermeister zu teuer wird (und trotzdem fast umsonst arbeitet)

Ehrlich: Wäre Frank Ensminger ein Tier, man hätte ihn längst unter Artenschutz gestellt. In Kirn hingegen wird er politisch abgeschossen – zur Belustigung jener, die selbst nichts auf die Beine stellen. Der Haushalt 2025? Natürlich wieder defizitär. Wen überrascht’s noch. Die Pflichtaufgaben steigen, die Mittel schrumpfen – und die Stadtratsdebatte gleicht einer Realsatire. Dabei geht es längst nicht mehr um Inhalte, sondern ums Prinzip: Der Bürgermeister muss sich Kritik gefallen lassen, weil seine „Personalaufwendung“ steigt – obwohl das Geld größtenteils nicht ihm, sondern der Kirche als Arbeitgeber zufließt. Und selbst wenn es anders wäre: Für 2.000 Euro monatlich macht Ensminger einen Job, den hauptamtliche Bürgermeister für das Drei- bis Vierfache erledigen. Ehrenamtlich, engagiert, belastbar.

Und genau dafür bekommt er Seitenhiebe von SPD-Stadträtin Judith Dröscher, die – wohlgemerkt – selbst keinen Kandidaten zustande bringt, aber forsch fordert, der Bürgermeister solle „mehr bringen“ und „mal ordentlich auf den Tisch hauen“. Als ob Ensminger auf Zuruf in der VG-Verwaltung die Welt reparieren könnte. Wer selbst nichts zu liefern hat, fordert am lautesten. Besonders bitter: Als der Angriff kam, blieb es auffallend still auf der Bank seiner Beigeordneten. Kein schützendes Wort von Martin Zerfaß oder Michael Kloos. Dabei wirbt Ensminger sonst stets für gute Zusammenarbeit mit beiden. Umso größer seine Enttäuschung – der Bürgermeister hat Redebedarf angekündigt. In kleiner Runde, aber mit deutlichen Worten.

Mehr noch: Es war die SPD, die Kirn einst in die Fusion mit der Verbandsgemeinde trieb – und damit die Grundlage für das heutige Dilemma legte. In Mainz wurde die kommunale Eigenständigkeit geopfert, jetzt wird über die Folgen geklagt. Ironie des Schicksals? Nein – politisches Kurzzeitgedächtnis. Fazit: Der Bürgermeister ist nicht zu teuer. Die politische Kultur in Kirn ist zu billig geworden. Wer mit Engagement, Integrität und Herzblut antritt, sollte nicht ausgerechnet von jenen kritisiert werden, die dem Amt einst freiwillig den Rücken kehrten – und sich heute nicht mal mehr trauen, ihm zur Seite zu stehen.


One thought on “Kirn, Hauptstadt der Undankbarkeit – Wenn der Bürgermeister zu teuer wird (und trotzdem fast umsonst arbeitet)

  1. Schon interessant, vor den Kommunalwahlen hatten SPD und CDU Lauthals mitgeteilt, dass aus ihren Reihen für diese Aufwandsentschädigung niemand den Bürgermeisterposten übernehmen würde.
    Jetzt klagt gerade eine Frau Dröscher, dass der Bürgermeister zuviel kostet.
    Nur wenn der Job wieder Hauptamtlich bezahlt wird, kommen diese Geldgierenden wieder aus ihren Löchern. Aber allgemein wird für das Engagement im Ehrenamt gefordert.
    Langsam geht es über das Lächerliche hinaus.

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