Aus der Rubrik Öffentlicher Nahverkehr: Nichts als menschenleere Busse!

„Das Kirner Land, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2023. Dies sind die Abenteuer der KRN Kommunalverkehr Rhein-Nahe GmbH, die mit ihrer Busflotte nahezu rund um die Uhr unterwegs ist, um richtig, richtig viele Menschen von A nach B zu chauffieren. Soweit die Theorie! Die Praxis hingegen schaut fürwahr anders aus. Die Wahrheit liegt halt im Bus und auf der Strecke. Ein gewohnter Anblick, auf der Suche nach Fahrgästen, tingeln meist menschenleere Busse über die Dörfer. Vor allem außerhalb des Schülerverkehrs nimmt niemand so wirklich Platz. Mal ehrlich, wem ist schon einmal auch nur ein annähernd gut besetzter Bus unter die Augen gekommen? Dem Blog jedenfalls nicht. Und der hat schon seit Wochen, wenn nicht sogar Monaten, ein waches Auge drauf. Eigenen Beobachtungen zufolge sind überwiegend menschenleere Busse auf den Straßen des Kirner Landes unterwegs. Noch dazu immer die dicken Brummer, ab 40 Sitzen. Viele Fahrten ließen sich gewiss mit dem Service von kleinen Bussen prima erledigen – Option Rufbusse.

Unnötig hoch drei die dicken Brummer, möchte man dem Fahrdienstleiter unter dem Dach des Kreishauses bescheinigen. Schlecht für die Öko-Bilanz und obendrein noch fatal für den Haushalt – passt nicht. Wer soll das bezahlen? Gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht? Schaut ganz danach aus. Wie schon so oft, wenn beim Kreis die Fäden zusammenlaufen. Wann werden die Verantwortlichen eine erste Auswertung der Streckenrentabilität in Angriff nehmen und nachjustieren? Die werden nicht umhinkommen kleinere Busse einzusetzen und die Fahrdienstpläne anzupassen. Auf die Auslastung kommt es an. So wie es jetzt ist, wird es schwerlich bleiben können. So läuft das zarte Pflänzchen öffentlicher Nahverkehr Gefahr vorzeitig einzugehen. Mehr noch: Man fährt die angestrebte Mobilitätswende an die Wand.

Stets einsame Busfahrer, die alleine von Haltestelle zu Haltestelle schippern, sind auf Strecke nicht annähernd rentabel. Überdies, man müsste mal den ökologischen Fußabdruck des kompletten Busnetzes berechnen und den aktuellen Fahrgastzahlen gegenüberstellen. Schließlich geht es ja um die Klimabilanz. Vielleicht stellt man ja mal eine solche Statistik auf. Ratsam wäre es jedenfalls! Merke, wer mit einem fast leeren Bus fährt, schadet der Umwelt demnach mehr, als würde er mutterseelenallein einen als Benzinfresser verschrienen Geländewagen steuern. Verrückte Zeiten! Andererseits kann man sich einer Studie zufolge nicht klimaschonender chauffieren lassen als in einem vollbesetzten Bus. Es ist ein Dilemma. Insgesamt herrscht gewaltig Luft nach oben. Frau Dickes sollte die Angelegenheit zur Chefsache erklären, natürlich nur, wenn sie bei all den wichtigen Terminen auf der immer lebhaften „Kreis-Show-Bühne“, ein klitzekleines Zeitfenster für die Niederungen ihres eigentlichen Kerngeschäftes finden sollte.

3 thoughts on “Aus der Rubrik Öffentlicher Nahverkehr: Nichts als menschenleere Busse!

  1. Lieber Kollege Pfrengle.

    Ich muss Dir widersprechen.

    Zu Deinem Hinweis in Sachen Busgröße: Durch Nutzung kleinerer Busse fahren nicht automatisch mehr Menschen Bus. Auch kleine Busse würden quasi leer fahren.

    Und: Kleinere Busse rechnen sich schlicht nicht. Zwar verbraucht ein kleiner Bus weniger als ein großer, doch müsste man dann eine deutlich größere Flotte kaufen. Kleine und große Busse. Denn die großen werden ja gebraucht. Mit kleinen Bussen bekommt man in den allermeisten Fällen nämlich keinen Schulverkehr hin. Pro Linie würden dann also zwei Bustypen benötigt. Ob das ökologisch und finanziell klüger ist?

    Sicherlich korrekt ist die Beobachtung, dass derzeit viele KRN-Busse im Kirner Land quasi leer fahren. Jedoch: Warum sollten Menschen, die es jahrzehntelang gewohnt waren, alles mit dem Auto zu erledigen und in vielen Fällen echt viel Geld in ihr Auto investiert haben, auf einmal diese Investition und auch die erlernte Verhaltensweise vernachlässigen, nur weil sich das Busangebot deutlich verbessert hat?

    Der Wechsel von Gewohnheiten dauert lange, mitunter Jahre. Wenn ich zum Beispiel mein Auto noch abbezahle, werde ich es wohl kaum stehen lassen, um mir ein Bus-Monatsticket zu kaufen. Und wenn ich es weiter fahre, werde ich nicht mit dem Bus fahren. Erst wenn ich das Auto verkaufen will, könnte ich überlegen, ob ich ein Nachfolgemodell benötige oder lieber den Bus nehme.

    Gib der Verkehrswende bitte etwas mehr Zeit. Es wäre zwar wünschenswert, wenn sie schneller vonstatten ginge, jedoch stehen durchaus nachvollziehbare finanzielle Gründe und die Macht der Gewohnheit dagegen.

    Mehr Menschen in den Bussen werden wir dann haben, wenn junge Menschen, die zuvor aufs Mama-Taxi angewiesen waren, nun ihre Mobilität per Bus erweitern können. Sie werden den ÖPNV ganz selbstverständlich nutzen. Aber diese Generation wächst gerade erst heran.

    Es grüßt Dich Dein alter Kirner-Zeitungs-Kollege
    Stefan Butz

  2. Nein, lieber Stefan Butz, da kann ich Deinen Argumenten nicht folgen: Wer ein neues Geschäft eröffnet, der sollte zunächst den Bedarf klären. Das ist offensichtlich nicht geschehen.
    Da Bund und Land wohl einen Großteil des Verkehrs finanzieren, ist es wohl egal, wie ineffektiv der Verkehr organisiert wird.
    Jeder vorsichtige Kaufmann wird zunächt „klein“ anfangen und dann das Angebot nach Bedarf steigern. Hier geht aber Ideologie vor Realismus.

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