Politik oder Pranger? – Die CDU und das schriftliche Urteil über Bürgermeister Thomas Jung

Darf man das – politisch so austeilen gegen einen Mann, den man selbst mit ins Amt gebracht hat? Und wie steht es dabei um den Stil? Diese Fragen stellen sich unweigerlich beim Blick auf ein internes Schreiben der CDU-Fraktion in der Verbandsgemeinde Kirner Land, ein Handzettel, ausgeteilt an die Ratsmitglieder vor der letzten Sitzung, der, wie könnte es auch anders sein, über Umwege an die Öffentlichkeit gelangt ist. Es enthält eine schonungslose Zwischenbilanz über die Amtszeit von Bürgermeister Thomas Jung – einem Parteilosen, der zwar nicht CDU-Mitglied ist, aber für die Partei im Kreistag sitzt und ihrer Nähe nie ausgewichen ist. Was auf den ersten Blick wie ein Akt politischer Hygiene wirken könnte, entfaltet sich beim Lesen des Dokuments als ein Rundumschlag mit scharfer Klinge: Von „NULL Aktivitäten“ ist die Rede, von „nichts passiert“ und „erbärmlich“. Die Wortwahl ist drastisch, der Ton konfrontativ, Differenzierung kaum vorhanden.Jung bekommt mächtig Haue. Wer solche Parteifreunde hat braucht keine Feinde.

Kein nüchterner Sachstandsbericht, sondern vielmehr eine nummerierte Anklageschrift – gespeist aus Frust, Enttäuschung und vielleicht auch politischem Kalkül. Kritisiert wird vieles: Verzögerte Verwaltungsumbauten, stockende Radwegplanung, verschleppte Solarkonzepte und Tourismusprojekte. Die CDU-Fraktion kommt zu einem vernichtenden Urteil über die Amtsführung in der Verbandsgemeinde – und stellt am Ende die rhetorisch aufgeladene Frage: „Für was und wen arbeitet die VG Kirner Land???“ Nun könnte man diesen Vorstoß als überfällige Klarstellung interpretieren: Eine Fraktion, die Verantwortung übernimmt und Missstände beim Namen nennt. Doch ebenso legitim ist eine andere Lesart: ein interner Frustbrief, der ungewollt an die Öffentlichkeit gelangt ist und dort weniger wie ein politischer Diskurs wirkt – sondern wie ein Pranger. Brisant ist vor allem der politische Kontext. Bürgermeister Jung wurde einst mit CDU-Rückendeckung in wichtige Gremien gewählt und vertritt die Partei im Kreistag.

Dass nun genau diese CDU im Kirner Land ihn so scharf kritisiert, zeugt nicht nur von einem Sachstreit – es ist ein Bruch. Entweder mit einer Person, die man lange stützte. Oder mit dem eigenen Kurs, Nähe über klare Trennung zu stellen. Ein solcher Bruch bleibt nicht folgenlos: Für das Klima im Verbandsgemeinderat. Für das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler. Und nicht zuletzt für den Stil politischen Handelns in der Region. Umso bemerkenswerter wirkt das Timing: Warum wurde das Schreiben ausgerechnet unmittelbar vor jener Sitzung verteilt, in der über den Flächennutzungsplan für den Solarpark entschieden werden sollte? War das Zufall – oder politisches Kalkül? Und wie beurteilen das die Kollegen aus dem Ortsgemeinderat Hochstetten-Dhaun. Die unterstützen den Solarpark. In der Gemengelage ist eine Menge Zündstiff drin. Denn bei aller berechtigten Kritik bleibt am Ende eine grundsätzliche Frage: Will man gestalten – oder bloßstellen?

Lest selbst:

Das interne Schreiben wurde von der CDU-Fraktion im Verbandsgemeinderat Kirner Land an die Ratsmitglieder verteilt. Es enthält eine kritische Zwischenbilanz der bisherigen Amtszeit von Bürgermeister Thomas Jung. Das Dokument wurde dem Blog zugespielt. Der veröffentlicht es im Rahmen der politischen Berichterstattung gemäß § 50 UrhG (Berichterstattung über Tagesereignisse), da es aus unserer Sicht von öffentlichem Interesse ist.

One thought on “Politik oder Pranger? – Die CDU und das schriftliche Urteil über Bürgermeister Thomas Jung

  1. …, ich lach mich kaputt!
    Ja genau, Thomas Jung ist an allem schuld!
    Ein System, eine Verwaltung eine Region, die seit Jahrzehnten mit aller Kraft gegen die Wand gefahren wurde, weil Partei-Lemminge ihr Parteibuch oder ihr Eigeninteresse in den Vordergrund gestellt haben, aber Thomas Jung ist an allem schuld!
    Jahrzehnte lang hat man den Karren unter wehenden roten Fahnen in den Dreck gefahren und Thomas Jung solls jetzt innerhalb weniger Jahre richten, mir schwillt der Kamm!
    Dieses geheime Schreiben ist ein Offenbarungseid aller Parteien im Kirner-Land.
    Von wegen Geheim, keine Eier in der Hose diese Punkte offen und ehrlich anzusprechen, dann geht man das lieber so an. unterste Schublade!!!!
    Nur weil man Handschriftlich CDU drauf geschrieben hat ist es von der CDU, ja genau!
    Am besten ergänzt man das Ganze noch mit den anderen Partei Namen dann wird ein Schuh draus, und jeder kann für sich das passende raussuchen.

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