Werkleiter Jochen Stumm hat aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, als der während der ersten Info-Veranstaltung in Bärenbach die alte Verbandsgemeine Kirn-Land für ihre gelebte Philosophie der billigen Wasser- und Abwassergebühren tadelte. Versäumnisse aus der Vergangenheit fallen der neuen Verbandsgemeinde Kirner Land jetzt mit Wucht auf die Füße. Stets nur von der Substanz leben, um die Bürger nicht über Gebühr mit Kosten zu belasten, sei nicht zielführend gewesen. Seine Botschaft: Auf dem Land herrscht Unterhaltungsstau im XXL-Format. Explizit nannte der zwar keine Namen, aber seine Kritik dürfte sich an die dehemaligen VG-Bürgermeister sowie deren Werkleiter richten. Kann man mal so machen. Mit dem Rundumschlag rechtfertigt der nunmehr die krassen Gebühren-Erhöhungen. Ob die Menschen für seine Argumentation Verständnis aufbringen? Auch wenn nach der jüngsten Aussage die Restzahlung von 30 Prozent nicht mehr zum Tragen kommt, bleibt ein Aufschlag pro Haushalt von rund 40 Prozent hängen. Und das ist richtig, richtig viel Geld. Bleibt die Frage, wieso kann man urplötzlich auf 30 Prozent verzichten? Hatte man im Vorfeld etwa zu hoch kalkuliert? Die ganze Verfahrensweise bleibt undurchsichtig. Das Kreisel-Haus wirft mit Zahlen nach eigenem Belieben und Stimmung in der Bevölkerung nur so um sich. Frei nach Pippi-Langstrumpf: Wir machen uns die „Gebühren-Welt“ wie sie uns gefällt? Maybe?
Weitere Frage, ist die rückwärtsgewandte Rechtfertigung auf Kosten der alten VG stilvoll und fair? Schließlich trat der ehemalige Stadt-Werkleiter kräftig gegen Land-Werkleiter und Bürgermeister nach. Nicht in einem Frontalangriff mit Namen, aber schon deutlich durch die Blume. Seit der Gründung der Verbandsgemeinde im Jahre 1968 hatte man den politischen Anspruch stets der Günstigste zu sein. Stumm weiter: „Das Wissen und die Qualifikation eines Wassermeisters war in der damaligen Verbandsgemeinde nicht vorhanden. Zwischenzeitlich war mal ein Ingenieur da, aber generell war das System rein verwaltungsgetrieben.“ Übersetzt, es hatte in der alten VG keine Fachleute, die über technisches Knowhow verfügten und die Folgen für die Infrastruktur unter der Erde im Blick hatten. Die Substanz ist aufgebraucht. Schon vor der Fusion war der Haushalt defizitär. So nahmen die Auswirkungen des maroden Netzes ihren Lauf. Das Dilemma, so Stumm, wir schieben eine große Sanierungs-Bugwelle vor uns her. Hey, was können die Menschen dafür, dass, um in der Stummchen Wahrnehmung und Argumentation zu bleiben, nicht ausgewiesene Technik-Experten, sondern „Amateure“ über Jahre hinweg das Sagen hatten? Klingt zwar alles in sich schlüssig, was die Investitionen betrifft, rechtfertigt aber in keiner Weise die quasi Verdoppelung und die Wahl einer ungerechten Satzung mit wiederkehrenden Beiträgen, die höchste Einnahmen mit niedrigstem Aufwand garantiert.