Verkehrsteufel oder Verkehrsengel? Geht es um den Landesbetrieb Mobilität (LBM) meinen die einen so, die anderen so. Logisch, denn Straßenausbau hat auch immer etwas mit Befindlichkeiten und Wahrnehmung zu tun. Die Bundesstraße 41, als Lebensader des Nahelandes bekannt, steht erneut im Fokus kritischer Betrachtungen hinsichtlich ihrer Weiterentwicklung. Während sinnvolle Bypass-Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses durchaus begrüßenswert sind, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit bestimmter Vorhaben. Ein aktuelles Beispiel für fragwürdige Maßnahmen ist die zusätzliche Fahrspur zwischen Nußbaum und Bad Sobernheim. Diese teuer umgesetzte Erweiterung auf knapp einem Kilometer Länge scheint wenig Mehrwert für den Verkehrsfluss zu generieren. Die Szenarien von schnellem Überholen, gefolgt von abrupten Bremsmanövern vor der Ausfahrt Bad Sobernheim, deuten auf eine wenig durchdachte Planung hin.
Der Chef des LBM äußerte kürzlich weitere Ausbaupläne für die B 41 in einem Pressegespräch. Insbesondere die Absicht, auf 80 Prozent der Strecke einen dritten Fahrstreifen einzuführen und zusätzliche Fahrspuren zwischen Monzingen und Nußbaum sowie Monzingen und Weiler zu schaffen, wirft Fragen auf. Nicht zu vergessen die Abschnitte zwischen Kirnsulzbach und Bärenbach sowie die dritte Fahrspur in Nahbollenbach. Die Sinnhaftigkeit aller Absichten, insbesondere der autobahnähnliche Ausbau mit dann vier Fahrstreifen in bestimmten Abschnitten ist zweifelhaft, da dies möglicherweise keine spürbaren Effekte auf den Verkehrsfluss hat und lediglich finanzielle Ressourcen bindet.
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch dem geplanten Ausbau bei Martinstein. Die favorisierte Lösung einer Ortsumgehung wird von Kritikern als gravierender Eingriff in die Natur betrachtet. Die aktuelle Variante könnte das enge Nahetal hier verschandeln und die Identität der Region beeinträchtigen. Ob der angedachte Überflieger als Ersatzlösung für den Kreisel in Simmertal sich harmonisch ins Naturbild einfügen wird können, darf getrost bezweifelt werden. Alternativen, wie eine Tunnelvariante durch den Berg, wurde jedoch eine Absage erteilt. Finde den Fehler?
Die Bürgerinnen und Bürger im Naheland fordern eine transparente Diskussion über die langfristige Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur. Die Kosten-Nutzen-Analyse und die Auswirkungen auf Umwelt und Lebensqualität sollten dabei im Fokus stehen. Eine sinnvolle Verkehrswende erfordert durchdachte Maßnahmen, die den Bedürfnissen der Region gerecht werden. Und durchdachte Maßnahmen findet man auf der LBM-Wunschliste kaum. Vielmehr wandeln die Planer auf den Spuren der „Turmbau-zu-Babel-Erschaffer“. Apropos Verkehrswende. Sollte die nicht forciert werden, um den Straßenverkehr zu verlagern? Politisch gewollt sind doch Bahn und Busse mehr in den Fokus zu rücken? Gegen Verbesserungen ist nichts einzuwenden, aber so wirken die Vorhaben am Puls der Zeit vorbeigeplant. Oder anders formulliert sind die Mumpitz. Kurz- und mittelfristig wird sich eh nicht viel tun. Der Grund: Geldsorgen!