Zeit für Nostalgie: Der Döner, der auszog, teuer zu werden

Früher war ein Döner ein ehrlicher Freund: Vor Corona schwankten die Preise zwischen 3,50 und 4,50 Euro, plus ein freundliches „Scharf?“ Und wenn man ganz mutig war, noch ein Ayran dazu. Doch während man selbst kaum altert (zumindest fühlt es sich so an), hat der Dönerpreis in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Bildungsreise hingelegt: vom bodenständigen Straßenkind zum Erstakademiker der Imbissküche. Wer Beweise sucht, muss nur, wie ich, in den Küchenschrank greifen – zu jenem Stapel an Imbiss-Flyern aus der Region, der sich dort seit Jahren wie ein geologisches Schichtprofil ablagert. Preisstufe 2019. Preisstufe 2020. Preisstufe „Nach Anpassung“. Preisstufe „Jetzt aber endgültig letzter Aufschlag“. Und heute? Acht oder sogar 9 Euro. Das sind rund 60 Prozent mehr als noch 2023 und das Doppelte von dem was noch im Jahr 2017 verlangt wurde. Für Brot, Fleisch und Salat. Okay, und ein bisschen Liebe. Hoffentlich. Wenn das so weitergeht, zahlen wir 2028 für den Döner zwischendurch einen glatten Zehner – und niemand wird auch nur die Augenbrauen heben.

Auch bei der Pizza fährt man flächendeckend die Ein-Euro-pro-Jahr-Strategie – ein Wachstumsmodell, von dem jede Sparkasse nur träumen kann. Die Preisgestaltung wirkt dabei gelegentlich, sagen wir, ambitioniert: Wenn eine „Spezial“ beim Schnellbäcker-Imbiss inzwischen bis zu 13,50 Euro kostet, steht sie in einem poesievollen Verhältnis zur Pizza beim Italiener um die Ecke. Natürlich könnte man nun empört fordern, der Döner müsse wieder fünf Euro kosten. Aber so funktioniert Wirtschaft nicht – und Bauchgefühl leider auch nicht. Ab und zu gönnt man sich eben so ein Teil und legt das Geld stumm auf den Tresen. Man schweigt. Der Verkäufer schweigt. Beide wissen: Es ist teuer geworden. Aber man tut es trotzdem. Übrigens, in anderen Geschäftsfeldern schaut es auch nicht besser aus. Die Preissprünge in den letzten Jahren waren schon enorm. Was nicht Schritt halten konnte waren die Gehaltsanpassungen.

2 thoughts on “Zeit für Nostalgie: Der Döner, der auszog, teuer zu werden

  1. Für mich ist es nicht teurer geworden ———— Früher gab es einen Döner oder einen Salat Istanbul ein mal die Woche und heute halt alle 1 – 2 Monate ———- eine Gaststätten alle 1 – 2 Monate —— und eine Eisdiele seit dem Euro ca. 5 mal denn die hauen dem Faß den Boden raus —- Nicht das ich es mir nicht leisten könnte ——— Für mich dreht es sich einfach ums Prinzip ———

    1. Genau so sehe ich das auch. Aber es wird gejammert und auf Alles geschimpft, und trotzdem wird es bezahlt. Und die Deppen stehen auch noch in einer 20 m langen Schlange.

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