Kreativ! Diakonie macht zwei Notaufnahmen zu einer – und nennt das „Fortschritt.“

Die Diakonie verspricht Fortschritt, die Bürger riechen Rückschritt. Wenn aus zwei Notaufnahmen plötzlich eine wird – und man das nicht „Schließung“, sondern „medizinisch sinnvolle Verlagerung“ nennt –, darf man ruhig misstrauisch werden. Die Notaufnahme in der Mühlenstraße wird nicht geschlossen. Sie wird nur… wie war das noch gleich? Ach ja: „medizinisch sinnvoll verlagert“. Was klingt wie eine neue Folge aus der beliebten Reihe Formulierungen, die keiner merkt, ist in Wahrheit ein ziemlich durchschaubares Sparprogramm – hübsch verpackt in warme Worte. Die Diakonie beschwichtigt gegenüber dem Öffentlichen Anzeiger und rechtfertigt die Maßnahme auch auf der eigenen Wbeseite: Alles werde besser, größer, moderner. Eine Super-ZNA auf dem Klinikgelände in der Ringstraße. Mit Schockräumen, Überwachungsplätzen, Vollausstattung. Klingt gut – wäre da nicht die Tatsache, dass aus zwei funktionierenden Notaufnahmen nun eine einzige werden soll. Natürlich nur „temporär“, „strukturell notwendig“, „gesetzlich bedingt“ – na klar.

Gesundheits-PR in Reinkultur: Statt von Rückbau spricht man von „Entlastung der Mitarbeitenden“ (die vermutlich Luftsprünge machen, wenn sie bald doppelt so viele Patienten bei gleichem Personal stemmen dürfen). Aus „Zugang wird erschwert“ wird „Qualitätsversprechen“. Und aus der Schließung einer Anlaufstelle wird eine „Vision für moderne Notfallmedizin“. Der Kniff: Weil die beiden Krankenhausstandorte nur einen Kilometer voneinander entfernt liegen, gelten sie gesetzlich als „ein Haus“. Und ein Haus, so will es der Gemeinsame Bundesausschuss, braucht eben nur eine Notaufnahme. Punkt. Zu blöd, dass jetzt ein Träger beide Häuser betreut.Die logische Konsequenz: Wenn zwei Türen nebeneinanderliegen, reicht eine. Wer im Notfall die falsche nimmt, darf dann einfach hoffen, dass er noch zur anderen schafft.

Für den Übergang verspricht die Klinik: Beide Notaufnahmen bleiben vorerst offen. Und später soll es in der Mühlenstraße immerhin noch eine „Notfalleinheit für bestimmte Gruppen“ geben. Welche Gruppen? Keine Auskunft. Vermutlich Menschen mit Orientierungssinn, Ausdauer – und Humor. Die Wahrheit ist: Hier wird nicht einfach modernisiert. Hier wird zentralisiert, rationalisiert und konsolidiert – mit allem, was dazugehört. Weniger Wege für die Diakonie, mehr für die Patienten. Aber das sagt natürlich niemand so. Stattdessen: Hochglanz-Pressemitteilungen, strategische Beruhigungsfloskeln und ein Zeitplan bis 2025, der klingt, als wäre man auf dem Weg zum Mars. Ob das am Ende wirklich zu einer „der modernsten Notfallversorgungen in Rheinland-Pfalz“ führt, wie angekündigt? Vielleicht. Vielleicht aber auch nur zu weniger – weniger Nähe, weniger Vertrauen, weniger Zugang. Nur eines ist sicher: Der Begriff „Schließung“ ist offiziell abgeschafft. Es wird jetzt einfach nur noch sinnvoll verlagert. Darauf muss man erst einmal kommen.

Übrigens, die Online-Petition gegen die Schließung hat die 3000-Marke geknackt.

One thought on “Kreativ! Diakonie macht zwei Notaufnahmen zu einer – und nennt das „Fortschritt.“

  1. So ein Schwachsinn,
    Man sollte an die vielen Menschen denken die schnell Hilfe brauchen. Das ist Rückschritt.

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