Erklärt wie bei der Maus: Was passiert mit dem Krankenhaus in Kirn?

Das Krankenhaus in Kirn war viele Jahre lang sehr wichtig für die Menschen in der Umgebung. Hier konnte man operiert werden, Kinder kriegen, es gab Hilfe bei Unfällen, und auch Notfälle wurden gut versorgt. Für viele war es beruhigend zu wissen: Hilfe ist nicht weit weg. Doch jetzt verändert sich das Krankenhaus dramatisch. Einige Abteilungen sind seit Jahren Geschichte, weitere sollen zurückgefahren werden. Operationen oder stationäre Behandlung an der Wirbelsäule gibt es in Kirn bald nicht mehr. Auch die Unfallchirurgie wird abgespeckt. In Zukunft wird nur noch an zwei Tagen pro Woche operiert.

Warum passiert das?


In Deutschland gibt es strenge Regeln für Krankenhäuser. Die kommen vom Gemeinsamen Bundesausschuss, kurz G-BA. Der sagt zum Beispiel: Ein Krankenhaus darf bestimmte Eingriffe nur machen, wenn es genug davon pro Jahr durchführt. Das nennt man Mindestmengen. Die Idee dahinter ist gut – es geht um Qualität. Wer etwas oft macht, wird sicherer darin. Aber für kleine Krankenhäuser wie in Kirn ist das schwer. Sie haben nicht so viele Fälle. Wenn sie die Mindestmenge nicht erreichen, dürfen sie bestimmte Eingriffe nicht mehr anbieten. Dann kommen noch weniger Patientinnen und Patienten – und die Abteilung wird gestrichen. Ein richtiger Teufelskreis. Der Träger – das ist die Stiftung kreuznacher diakonie – versucht, darauf zu reagieren. Statt Operationen soll es in Kirn nun mehr innere Medizin und Behandlungen ohne OP geben. Das nennt man dann einen Gesundheitscampus.

Aber… spielt der Träger mit offenen Karten?


Viele Menschen vor Ort haben das Gefühl: Der Träger sagt nicht die ganze Wahrheit. Sie denken: Die Stiftung weiß ganz genau, wo die Reise hingeht – nämlich zu immer weniger Krankenhaus. Aber sie sagt es nicht offen. Stattdessen wird Schritt für Schritt abgebaut, ohne das Wort „Schließung“ zu benutzen. Für die Menschen fühlt es sich trotzdem genau so an.

Ist das gerecht?


Viele sagen: Es darf nicht nur um Geld und Wirtschaftlichkeit gehen. Ein Krankenhaus ist Teil der Daseinsvorsorge – also etwas, das für alle Menschen da sein soll, auch wenn es vielleicht kein Geld bringt. So wie Wasser, Strom oder die Feuerwehr. Ein Krankenhaus in der Nähe kann Leben retten. Gerade auf dem Land, wo der nächste größere Ort weit weg ist, ist das besonders wichtig. Das Land Rheinland-Pfalz hat gesagt, dass das Kirner Krankenhaus ein „unverzichtbarer Standort“ sei. Aber vom Gesundheitsministerium in Mainz kommt dazu kein klares Signal. Viele fragen sich: Warum hilft niemand richtig? Warum wird seitens der Politik nicht für Kirn gekämpft? Solange sich das nicht ändert, wird das Krankenhaus kleiner – Schritt für Schritt. Ohne dass jemand laut „Schließung“ sagt. Aber für die Menschen ist es trotzdem so, als würde es einfach verschwinden.

2 thoughts on “Erklärt wie bei der Maus: Was passiert mit dem Krankenhaus in Kirn?

  1. „Gesundheitscampus Kirn – wo bald nichts mehr passiert, aber das mit Konzept.

    Das Krankenhaus in Kirn – früher mal Anlaufstelle für Geburten, Brüche, Notfälle, echtes Leben.
    Heute? Ein Ort mit Ambitionen. Aber ohne Skalpell.

    Operiert wird in Zukunft an zwei Tagen pro Woche.
    Zwei.
    An fünf Tagen pro Woche hingegen wird… überlegt. Oder umstrukturiert. Oder, wie man beim Träger sagt: „gesundheitscampusiert“.

    Denn man möchte nicht schließen – nein, das klingt so negativ.
    Man „verändert“, „entwickelt“, „fokussiert“.
    Auf innere Medizin. Auf Gespräche. Auf das, was man machen kann, wenn’s eben nicht mehr operativ wird.

    “Wie? Bein gebrochen? Leider Montag. Kommen Sie am Donnerstag wieder. Oder noch besser: Denken Sie drüber nach, warum Sie hingefallen sind.“

    Und warum das alles?
    Weil’s Vorschriften gibt. Mindestmengen.
    Ein Krankenhaus darf nur noch dann operieren, wenn es das oft genug tut.
    So wie ein Restaurant nur noch kochen darf, wenn jeden Tag 200 Gäste kommen.
    Sonst bleibt die Küche kalt. Aus Qualitätsgründen.

    Wenn man einen Betrieb so führst, dass er gar nichts mehr leisten darf, dann hat man vielleicht ein schönes Organigramm – aber keine Verantwortung mehr.

    Der Träger, die Stiftung kreuznacher diakonie, spielt derweil Theater in fünf Akten:
    Akt 1: „Natürlich bleiben wir in Kirn.“
    Akt 2: „Wir passen das Angebot an.“
    Akt 3: „Wir optimieren Ressourcen.“
    Akt 4: „Es hat sich leider nicht mehr gerechnet.“
    Akt 5: „Wir schließen nicht – wir transformieren.“

    Und wer ist der Leidtragende?
    Der Mensch, der nachts um drei auf der Landstraße verunfallt und feststellen muss: Hilfe ist jetzt ein Campusbegriff.

    Das Ganze ist wie ein Autohaus, das keine Autos mehr verkauft, aber stolz auf die neue Kaffeemaschine im Empfang ist.

    Was früher ein Krankenhaus war, ist jetzt ein Ideenraum.
    Es heilt nicht mehr – aber es hat WLAN.
    Vielleicht kann man sich bald wenigstens dort coachen lassen, wie man mit Schmerzen umgeht. Ganz ohne Operation. Aber mit Campus-Atmosphäre.
    Und wer rechtzeitig stirbt, spart sich immerhin die lange Fahrt ins nächste „Zentrum mit medizinischer Grundversorgungsperspektive“.

  2. Danke für die Aufklärung…
    als Mitarbeiterin im ehemaligen Krhs. in Sobernheim ( heute Bad Sobernheim) dem St. Josefskranken- Haus der Franziskanerinnen in Waldbreitbach; habe ich das gleiche Prozedere im Juli 1978 erlebt! Am 14.02.2978 wurden alle Beschäftigten gesagt: das Krhs schließt zum 01.07.1978…. in den nächsten Tagen kommen die Kündigen per Einschreiben! Ab 1976 wurde nicht mehr gynäkologisch operiert! Somit hatten wir die letzten 2 Jahre nur noch Appendix OP’s und Innere Station mit
    80 % älteren Menschen! Unser damaliger Gynäkologe wurde 1976 mit einem Bauplatz nach Kirn abgeworben…

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