Zum Abschied: Post vom Blog an „Little“ Joe Weingarten

Lieber Joe Weingarten, es ist ein hartes Stück Arbeit, und doch bleibt das bitterste Gefühl: Sie haben alles gegeben, Ihr Engagement war unermüdlich, doch am Ende hat es nicht gereicht. Nicht Sie selbst sind gescheitert, sondern vielmehr Ihre Partei, die im Strudel eines tiefen Niedergangs gefangen war, der sich einfach nicht aufhalten ließ. Trotz allem haben Sie sich mit Würde aus der Affäre gezogen – und das ist eine Leistung, die nicht jeder Politiker von sich behaupten kann. In dieser Zeit der Enttäuschung können Sie jetzt mit erhobenem Haupt Platz nehmen – vielleicht im bequemen Ruhestandsessel für ausgediente Politiker, aber immer noch in der Gewissheit, dass Sie sich nicht verbogen haben.

Ich persönlich finde das sehr schade, weil Sie mir als Typ auf der politischen Bühne fehlen werden. Es gibt nur wenige, die so offen, ehrlich und authentisch sind wie Sie. Sie trugen stets Ihr Herz auf der Zunge und scheuten sich nie, Ihre Meinung zu äußern – und das ohne Umschweife. Ihre Haltung und Ihr Engagement waren stets erfrischend und aufrichtig, auch wenn man nicht immer mit Ihnen übereinstimmen musste. Besonders in Bezug auf Ihren Vorschlag, Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten zu nominieren, hatten Sie absolut recht. Diese Klarheit und diese Weitsicht hat in der Berliner Politik oft gefehlt.

Im Wahlkampf haben Sie sich mit großem Einsatz engagiert, doch es bleibt die Frage, wie stark dieses Engagement von Ihrer eigenen Partei tatsächlich unterstützt wurde. Besonders auffällig war die Dominanz der Wahlplakate von Julia Klöcker, die in ihrer Anzahl und Präsenz deutlich mehr Aufmerksamkeit erregten als Ihre eigenen. In Hochstetten-Dhaun beispielsweise fanden knapp 120 Ihrer Plakate nicht den Weg an die Laternen und liegen nun ungenutzt herum – ein Umstand, der Sie sicherlich ärgern wird. Schließlich kosten diese Plakate nicht nur Geld, sondern werfen auch Fragen zur Effizienz auf. Was für eine unnötige Verschwendung von Ressourcen. Zweifellos stand nicht jeder Ihrer Mitstreiter mit der gleichen Leidenschaft hinter Ihren Ideen und Vorstellungen. Aber das soll hier nicht weiter thematisiert werden. Manchmal läuft es eben nicht so, wie man es sich wünscht – Schwamm drüber!

Nun ist der Moment gekommen, in dem Sie sich den wohlverdienten politischen Ruhestand gönnen können. Die finanziellen Sorgen werden wohl keine Rolle spielen, und das ist eine Erleichterung. Die Rückkehr an Ihren Arbeitsplatz steht Ihnen offen. Aber dennoch bleibt eine Frage: Wer wird Ihre Nachfolge antreten? Denn ehrlich gesagt: Weit und breit sehe ich niemanden, der oder die die Naheregion wieder in einem tiefroten Glanz erstrahlen lassen könnte. Die SPD steht vor einer gewaltigen Herausforderung, um wieder Boden gutzumachen, und diese Aufgabe wird nicht leicht sein. Genießen Sie nun die Zeit für sich, die Sie sich hart erarbeitet haben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und bin mir sicher, dass Ihre ehrliche Art und Ihre unerschütterliche Haltung auch im Ruhestand nicht verloren gehen werden.

Herzlichst

kl.pfr.

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