Schon mitbekommen? Diese unscheinbare Mitteilung des Öffentlichen Anzeigers über die erneute Preiserhöhung in der Randspalte könnte man leicht übersehen, besonders inmitten der ausgelassenen Stimmung der Urlaubszeit. Doch der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist wohlüberlegt: Solche unliebsamen Nachrichten gehen in der Sommerhitze gerne unter. Fakt ist, dass der Öffentliche Anzeiger ab dem 1. August 2024 seine Abo-Preise erneut um 2 Euro erhöhte, was den monatlichen Preis auf 49,10 Euro anhebt. Erst im März 2023 und im Oktober 2022 gab es bereits eine ähnliche Erhöhung. Gesetz der Serie wird die 50-Euro-Marke irgendwann 2025 gerissen. Der Trend setzt sich also fort, der Verlag hält an der jährlichen Erhöhung um 2 Euro, was etwa 4 Prozent entspricht, fest. Natürlich steigen die Kosten überall, und auch die Zeitungsbranche hat mit diesen Herausforderungen zu kämpfen. Der Verlag hofft auf das Verständnis und die Treue der Leser, da er die gestiegenen Papierpreise und was auch immer weitergeben muss. Aber der Ärger vieler Leser richtet sich weniger gegen die Preiserhöhung an sich, sondern gegen das, was sie als unzureichende Leistung empfinden. Statt auf Nachrichtenwert setzt der Öffentliche zunehmend auf seichte Themen und Quatschauftritte – zuletzt der Besuch der Hundefriseurin des Hundes von MdB Julia Klöckner bei ihr in Berlin.
Die frisiert regelmäßig die Hündin der CDU-Politikerin. Und jetzt das Zusammentreffen mit Rundgang und einem zufälligen Spahn-Treffen. Da freuen wir Zeitungsleser uns ganz doll über diese Zusammenkunft und die Information mit Bildchen. Da darf es dann gerne ein wenig mehr sein fürs Abo. Die ausführliche Erklärung des Verlags über die hervorragenden Leistungen der Redakteure und die umfangreiche Recherchearbeit wird von vielen Lesern als leere Worte abgetan. Die Realität, wie die Leser sie erleben, sieht meist anders aus. Dies führt zu der Wahrnehmung, dass man immer mehr Geld für immer weniger Leistung zahlt. Die Leser sind zunehmend unzufrieden mit diesem Missverhältnis. Es erinnert an die Entwicklung in Eisdielen: Die Preise steigen, während die Portionen immer kleiner werden. Aber dennoch will man als Verbraucher oder Leser nicht ganz verzichten. Es bleibt abzuwarten, wie viele Abonnenten dem Öffentlichen Anzeiger treu bleiben werden. Der Verlag könnte eine Befragung der Leser in Auftrag geben, um die Zufriedenheit abzuklopfen. Auf die Reaktionen aus dem Kirner Land wäre der Blog gespannt. Ist noch gar nicht lange her, da umfasste der Kirner Teil ganze zwei Seiten. Und heute?
Ja, das ist der Grund, warum wir seit vielen Jahren keine Tageszeitung mehr haben: Die internationalen Nachrichten bekommt man eh den ganzen Tag um die Ohren gehauen und die Lokalnachrichten sind oft reichlich dünn oder nicht relevant.
Umso mehr hätte sich die Chance aufgetan, in dem erwähnten Bericht über die Hundefriseurin der ehemaligen Weinkönigin aufzudecken, wer diese Hundefriseurin eigentlich bezahlt. Ist dies zufällig auch Aufgabe des Steuerzahlers, wie die 137.000 Euro, die er für die Visagist*In der Außenministerin bezahlt? Oder bezahlt das Frau Klöckner womöglich selbst?? Das wäre doch eine interessante journalistische Recherchearbeit und weniger der „Quatschauftritt“ an sich.