Michael Müller (BI Kirner Krankenhaus): Sparpläne zulasten der Krankenhäuser greifen zu kurz

Die aktuellen Vorschläge aus dem Umfeld der gesetzlichen Krankenversicherung stoßen bei Krankenhausvertretern auf deutliche Kritik. Hintergrund ist ein vom GKV-Spitzenverband vorgelegtes Sparpaket in Höhe von rund 50 Milliarden Euro, das mit mehr als 50 Einzelmaßnahmen den finanziellen Druck auf die gesetzliche Krankenversicherung mindern und massive Beitragssatzsteigerungen verhindern soll. Vorgesehen sind dabei unter anderem Einsparungen im Bereich der Krankenhäuser sowie der niedergelassenen Ärzteschaft, einschließlich Haus- und Kinderärzten. Nach Berechnungen des Verbandes droht ohne entsprechende Einschnitte ein deutlicher Anstieg der Beitragssätze: von derzeit rund 17,5 Prozent auf 18,1 Prozent bis 2027, 19,1 Prozent bis 2030 und in langfristigen Modellrechnungen sogar auf bis zu 22,7 Prozent im Jahr 2040.

Für Michael Müller, Vertreter der Bürgerinitiative Kirner Krankenhaus, greift dieser Ansatz jedoch zu kurz – und geht in die falsche Richtung. Und der muss es ja wissen. „Schon wieder sollen Krankenhäuser als finanzielle Stellschraube herhalten. Dabei läuft der Strukturabbau längst, viele Häuser kämpfen ums Überleben“, so Müller. Kurzfristige Maßnahmen mit einer Laufzeit von zwölf Monaten bedeuteten keine Lösung, sondern lediglich eine Fortsetzung des schleichenden Niedergangs, von dem vor allem kleinere und mittlere Kliniken betroffen seien. Kompensationen kämen in der Praxis überwiegend den großen Maximalversorgern zugute. Müller verweist zugleich auf einen anderen, aus seiner Sicht seit Jahren vernachlässigten Aspekt: die Struktur der Krankenkassen selbst. In Deutschland existieren auch 2025 noch 94 gesetzliche Krankenkassen mit jeweils eigenen Vorständen, Verwaltungsräten und Verwaltungsapparaten. „Wer ernsthaft sparen will, muss sich diese Parallelstrukturen anschauen. Hier liegt ein relevantes Einsparpotenzial“, sagt Müller. Eine stärkere Konsolidierung könnte Verwaltungskosten senken, Doppelstrukturen abbauen und die Verhandlungsposition gegenüber Leistungserbringern bündeln.

Gleichzeitig räumt Müller ein, dass eine Reduzierung der Zahl der Krankenkassen allein das Kostenproblem nicht lösen wird. Der größte Teil der Ausgaben entstehe durch reale Leistungen: Krankenhausbehandlungen, medizinischen Fortschritt, Arzneimittelpreise und den demografischen Wandel. „Eine schlankere Kassenlandschaft kann helfen – sie ersetzt aber keine grundlegende Reform der Vergütungs- und Versorgungsstrukturen“, so Müller. Aus Sicht der BI Kirner Krankenhaus braucht es daher einen ganzheitlichen Reformansatz: effizientere Versorgung, realistische Vergütungssysteme, eine kritische Überprüfung von Medikamentenpreisen und Finanzierungsmodellen – und vor allem den Erhalt einer flächendeckenden Krankenhausversorgung. „Gerade in Krisen- und Katastrophenfällen zeigt sich, wie wichtig wohnortnahe Kliniken und gut ausgebildetes Personal sind. Verwaltung spart keine Leben“, betont Müller abschließend.

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