Wer in Hochstetten-Dhaun die Altestraße entlangfährt, sollte derzeit besser beten. Denn dort lauert es: ein Schlagloch von solch majestätischer Tiefe, dass man fast annehmen könnte, die Gemeinde plane neuerdings einen direkten U-Bahn-Anschluss. Oder zumindest einen Zugang zur Erdkruste. Entstanden ist das Kunstwerk vermutlich im Zuge der Glasfasereinspeisung. Es kam wie Kai aus der Kiste – nur eben nicht heraus, sondern hinein. Und zwar so gekonnt, dass man meinen möchte, es sei Teil des Breitbandkonzeptes: Highspeed im Netz, Tiefgang auf der Straße.
Die Baukolonne ist längst weitergezogen, das Loch dagegen blieb. Standhaft. Selbstbewusst. Unverfüllt. Ein Denkmal der Bauphase, oder wie man in Fachkreisen sagt: „Wird schon noch gemacht.“ Seit Tagen also thront es dort, bereit, jedes Rad mit der Eleganz eines fliegenden Schlagbohrhammers zu traktieren. Reifen, Felgen, Stoßdämpfer – alle sind eingeladen. Niemand wird bevorzugt. Demokratische Gefahr für alle. Besonders jedoch leidet der Anwohner an der Stelle. Wer in das Loch rauscht, lässt Wasser, Sand und Dreck über die Hauswand spritzen, dass man fast von moderner Fassadengestaltung sprechen könnte. „Patina aus dem Straßenleben“ – allerdings ungewollt und täglich neu.
Eine Warnbarke? Ein Kegel? Ein freundliches „Achtung, wir haben hier spontan den Grand Canyon eröffnet“? Nichts. Das Loch steht da wie ein stilles Versprechen: Sehen und gesehen werden. Man könnte fast meinen, es sei nun Kulturdenkmal. Vielleicht sogar mit Potenzial für einen eigenen Eintrag bei Google Maps: „Schlagloch Altestraße – Sehenswürdigkeit mit Erlebnisfaktor.“ Bis dahin bleibt nur zu hoffen, dass die Baufirma den Weg zurück findet. Am besten bevor wir anfangen müssen, Fische darin zu halten.




