Manchmal braucht es keine großen Worte – sondern einfach kein Wort. So geschehen in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats Kirner Land, wo der erbitterte Streit um den Solarpark überraschend in eine gemeinsame Strategie mündete. Das wäre vielleicht nicht weiter bemerkenswert – wäre da nicht das auffällige Schweigen zweier politischer Schwergewichte: Hans Helmut Döbell und Michael Schmidt, beide SPD, sonst bekannt als wortgewaltige Platzhirsche des Rates. In früheren Sitzungen gehörten die beiden noch zu den lautesten Stimmen. Besonders bei der umstrittenen Erweiterung von Flächen fanden sie sich oft im Zentrum der Auseinandersetzung wieder. Doch diesmal? Funkstille. Keine rhetorischen Spitzen, keine klugen Einwürfe, kein Zucken am Mikrofon. Gar nichts. Und siehe da: Es wurde ein tragfähiger Kompromiss gefunden. Zufall? Vielleicht. Aber geschadet hat das Schweigen offensichtlich nicht – im Gegenteil. Die Atmosphäre im Sitzungssaal war gefühlt entspannter als gewohnt, und mancher fragte sich insgeheim, ob hier womöglich ein stilles Abkommen galt: Heute keine roten Giftpfeile.
Auch Bürgermeister Thomas Jung wirkte ungewohnt „geschmeidig“, was FDP-Mann Thomas Bursian – uffpasse, seltenes Lob von ihm – augenzwinkernd auf den Punkt brachte. Vielleicht, weil er nicht ständig in Deckung gehen musste? Vielleicht auch, weil sich – so munkelt man – eine Art „Nichtangriffspakt“ im Vorfeld angebahnt hatte. Schweigen als Strategie? Möglich. Wirksam? Offenbar ja. Wie auch immer man es dreht: Das ungewohnte Verhalten der sonst so wortstarken Genossen hatte einen spürbar positiven Effekt – auf die Stimmung, auf die Debatte, und letztlich auch auf das Ergebnis. Denn plötzlich war der Weg frei für eine gemeinsame Linie, in deren Zentrum ein Gesamtkonzept für Solarflächen im Kirner Land stehen soll. Manchmal, so scheint es, ist der größte Beitrag zur politischen Kultur nicht ein kluger Redebeitrag – sondern bewusstes Schweigen. Und das kann mitunter Gold wert sein.