Der kleine Bahnhof an der Nahe strahlt wieder. Frisch saniert, neu gepflastert, barrierefrei – ein Vorzeigeprojekt im Nahverkehr, eingeweiht Anfang 2024 mit viel Lob und noch mehr Hoffnung auf einen funktionierenden Bahnalltag. Doch während sich viele noch über das Ergebnis freuten, wurden nun zwei Elemente des Bahnhofs sang- und klanglos ersetzt: die Fahrgastunterstände. Sie waren augenscheinlich intakt – kein Jahr alt, Rost, keine fehlenden Scheiben, kein Graffiti. Und dennoch: Demontiert. Abtransportiert. Ersetzt durch zwei neue Modelle. Die Frage liegt auf der Hand: Warum? Vor Ort weiß niemand Näheres. Die Monteure, freundlich wie immer, zucken mit den Schultern: „Wir bauen nur ab. Auftrag ist Auftrag.“ Auf die Nachfrage, was denn mit den alten sei – keine Antwort, nur ein schiefes Grinsen. Vielleicht müssen die weg, weil sie nicht mehr in die Norm passen. Oder weil sie zu gut erhalten waren.
Man weiß es nicht. Und wer es weiß, meldet sich nicht. Es bleibt ein Kuriosum. Während andernorts über jeden Zentimeter Infrastruktur debattiert wird, geht in Hochstetten plötzlich alles ganz schnell – gerade bei Dingen, die eigentlich noch tadellos funktionieren. Vielleicht sieht die Bahn-Vorschrift einen jährlichen Austausch vor? Nun also stehen zwei neue Unterschlüpfe am Gleis. Wer es nicht weiß, bemerkt es nicht. Ob das auch die Pünktlichkeit der Züge beeinflusst? Wohl kaum. Aber immerhin wartet man jetzt unter ganz offiziell vorschriftsmäßigen Bedingungen – gefertigt, geliefert und montiert von Menschen, die selbst nicht wissen, warum. Nur dass es gemacht werden muss. Ein Symbol der modernen Bahn: Alle tun, was sie sollen. Nur keiner weiß so genau, warum.