Reisende in der Touristenhochburg Prien (Chiemsee) wissen: Wer den Himmel sehen will, muss nur die Deutsche Bahn fragen. Dort hat man den Fortschritt erkannt – und Dachkonstruktionen als Relikt aus der Kaiserzeit entlarvt. Denn wer braucht schon Schutz, wenn er die unverbaute Sicht auf Wolkenformationen genießen kann? Das Wort „Bahnsteigdach“ klingt ohnehin viel zu behäbig für unsere dynamische Gegenwart. Den Schreiber ereilte eine Depesche aus Bayern, die auf den Umstand in Prien aufmerksam machte. Kirn ist noch nicht dran, aber was nicht ist, kann ja noch kommen.
In Prien fällte man im Mai 2023 beherzt die Entscheidung: Dach weg – Problem gelöst. Die Kunden stehen nun in freier Wildbahn, erleben Windböen wie einst Kolumbus und können Regen in seiner reinsten Form spüren. Eine Perle der Naherholung! „Prien – wo der Regen von der Deutschen Bahn serviert wird“, wäre ein Slogan für die Zukunft. Kirn zog schon früher nach und zeigt eindrucksvoll, wie lang man auf ein neues Dach warten kann: gefühlt seit der Steinzeit. Pendler lernen hier Geduld, Demut und die Bedeutung von wasserfestem Schuhwerk.
Die Deutsche Bahn hat erkannt, was die Zukunft des Reisens ausmacht: Weniger ist mehr. Kein Dach, kein Schalter, kein Service – aber ein maximaler Hauch von Abenteuer. Und das Beste: Wenn der Zug ausfällt, kann man endlich ungestört die Tropfen zählen. Nachhaltige Entschleunigung inklusive. Danke, Deutsche Bahn, für diese neue Form der Naturverbundenheit!