Von „Leben am Fluss“ zu „Kritzelei am Fluss“ – Die Wand von Kirn im Wandel der Zeiten

Unlängst wurde auf der Facebook-Seite „Bilder und Geschichten aus Alt-Kirn“ ein Schnappschuss aus den guten alten Tagen hochgeladen – oder besser gesagt, aus den guten Fassaden-Tagen. Zu sehen ist die Garage am Brückeneingang über die Nahe, die einst mit einem liebevoll aufgemalten Schriftzug verziert war: „Leben am Fluss Rundgang“ und darunter „Kirn Nahe am Leben“. Ein wahres Meisterwerk der Fassadenkunst, das nicht nur den historischen Charme des Ortes unterstrich, sondern auch als fein dosierter Hinweis auf den nahegelegenen Rundgang diente. Kunst, die funktionierte – so einfach kann’s gehen!

Doch was haben wir heute? Nichts mehr von all dem. Die Wand hat sich verabschiedet – in einem schlichten, undramatischen Weiß. Der einstige Schriftzug? Verblasst. Vom kunstvollen Ausdruck, der die Garage einst zierte, ist nur noch ein Schatten übrig. Statt „Leben am Fluss“ prangt nun ein kaleidoskopisches Durcheinander aus Kritzeleien – eine „moderne“ Interpretation von Urban Art, vielleicht, wenn man den Begriff großzügig auslegt. Vandalismus in Reinkultur – da hat wohl jemand die künstlerische Freiheit etwas zu ernst genommen.

Wie viele Jahre zwischen den beiden Aufnahmen liegen, lässt sich nur schwer sagen. Fest steht jedoch: Das historische Flair der Fassade wurde mit der Präzision eines schlechten Handwerkers entfernt und durch etwas ersetzt, das man wohl eher als „visuelle Umweltverschmutzung“ bezeichnen könnte. Schade, könnte man sagen – oder besser: ein Hoch auf die kreative Zerstörung! Es ist eine Erinnerung daran, dass in der heutigen Zeit alles, was eine gewisse Ästhetik oder Liebe zum Detail atmet, irgendwann das Schicksal einer Wand teilt: Man verliert die Farbe, gewinnt die Kritzelei. Kirn, du hast es geschafft, ein kleines Stück Kunstgeschichte in weiße Fläche und bunte Krakeleien zu verwandeln – und das ganz ohne viel Aufwand.

2 thoughts on “Von „Leben am Fluss“ zu „Kritzelei am Fluss“ – Die Wand von Kirn im Wandel der Zeiten

  1. „Vandalismus in Reinkultur“ trifft den Nagel auf den Kopf!! Und so, oder so ähnlich sieht es leider in der ganzen Stadt aus! Wie man aber hört, arbeiten die Verwaltungen hinter den Kulissen an einer Lösung der Probleme in Kirn und Umgebung‼️

  2. Diese Art von Schmiererei gab es auch schon vor einigen Jahrzehnten . Fast jeder hat sich aufgeregt und man fand es auch nicht gut, aber in solchen Fällen von Vandalismus zu sprechen ist doch sehr übertrieben.
    Vielleicht sollte man solche Wände für wirkliche Graffitikünstler freigeben, wäre doch ein Versuch wert und das in vielen Ecken triste Kirn würde noch verschönt. Wenn dies der Vandalismus ist, von dem so viel gesprochen wird leben wir hier doch noch in einer heilen Welt.

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