Das Rätsel von „Nahwerte“: Wann ziehen die Verantwortlichen den Stecker? Die Frage stellte der Blog exakt vor einem Jahr. Es schien seinerzeit nur eine Frage der Zeit zu sein. Doch der steckt (noch) drin: Das regionale Online-Kaufhaus „Nahwerte“ hat seine Daseinsberechtigung längst verloren. Nachdem es seit der Gründung beeindruckend unsichtbar geblieben ist, dürften wir in Kürze den Schlussakt dieses ehrgeizigen Experiments erleben. Die Mitglieder haben sich schlichtweg verweigert, das Warenhaus mit Angeboten zu bestücken. Die Betreiber der Plattform stehen vor der Entscheidung, den letzten Knopf zu drücken und den Laden im Netz für immer zu schließen – aber keine Sorge, die Trauer dürfte überschaubar bleiben. Ursprünglich als Vorzeigeprojekt des Kirner Landes geplant und massiv als Glücksfall beworben, war „Nahwerte“ von Beginn an mehr Wunschtraum als Wirklichkeit. Nun scheint der Moment näher zu rücken, an dem selbst die letzte Hoffnung in den digitalen Orkus verschwinden wird – und vielleicht merkt es diesmal sogar jemand.
Besonders tragisch: Sogar die lokale Brauerei, einst der Leuchtturm im tristen Produktmeer, scheint keine Lust mehr auf das Doppelleben zwischen „Nahwerte“ und eigenem Shop zu haben. Verständlich – wer fährt schon gerne zweigleisig, wenn eins der Gleise eine Sackgasse ist? Und so endet die Geschichte von „Nahwerte“, einem Online-Shop, der sich tapfer weigerte, jemals wirklich zu existieren. Vielleicht wird es irgendwann in den Annalen des Kirner Landes als das Projekt in Erinnerung bleiben, das bewies: Nicht jede Idee muss bis zum bitteren Ende durchgezogen werden. Ein Ende mit Schrecken ist schließlich auch eine Form der Erlösung – zumindest für alle, die schon längst aufgehört haben, auf den „Jetzt kaufen!“-Button zu klicken. Wenn die VG-Werke, die sich verantwortlich für die Plattform zeichnen, nicht so viel hausgemachten Kummer und Ärger mit den Wasserangelegenheiten hätten, dann wäre der Stecker längst gezogen. Pleiten, Pech und Pannen begleiten die Behörde. Und die kosten Geld. Auch Nahwerte war nicht billig für die Gebührenzahler. Welche Anschub-Summe da versenkt wurde, werden wir wohl nie erfahren.