Früher: Ampel aufstellen, Straße aufreißen, fertig – Heute: Warten auf den Segen der Bürokratie!

Seit über drei Monaten zieren imposante Kabeltrommeln die Einfahrt zur Alten Straße – ein echtes Highlight für Liebhaber industrieller Ästhetik und ein unverzichtbarer Bestandteil des lokalen Stadtbilds. Diese neuen „Stadtmöbel“ blockieren nicht nur die Einfahrt, sondern verleihen dem Eckhaus auch einen besonderen Charme: Verdunkelte Fenster und schwer zugängliche Eingänge – was will man mehr? Warum das Ganze? Nun, die Kabel müssen unter der Binger Landstraße hindurch verlegt werden. Ein Kinderspiel, möchte man meinen, doch in Zeiten, in denen Bürokratie zur Königsdisziplin erhoben wurde, ist nichts mehr einfach. Früher hätten ein paar beherzte Arbeiter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Ampel aufgestellt, die Straße aufgerissen, Kabel verlegt und das Ganze in drei Tagen erledigt. Doch das war einmal. Heute geht nichts mehr ohne das heilige Ritual der Genehmigungsprozesse. Mindestens fünf Instanzen müssen ihr Siegel der Wichtigkeit aufdrücken, bevor auch nur ein Spatenstich erfolgen kann.

Währenddessen genießen die Anwohner eine exklusive Vorführung dessen, was man in Deutschland unter effizientem Projektmanagement versteht. Eine Parade von Formularen, Genehmigungen und Anträgen, die sich stapeln, während die Kabeltrommeln weiter das Straßenbild dominieren. Gesundes Augenmaß? Das war gestern. Heute zählt nur noch, welcher Bürokrat das meiste Papier produziert. In Hochstetten-Dhaun wird die Baustelle zum Lehrstück einer Republik, die sich in ihrer eigenen Bürokratie verheddert hat. Hier lernt man: Wer auf eine zügige Umsetzung von Infrastrukturprojekten hofft, sollte sich besser mit Wartezeiten anfreunden. Die Kabeltrommeln bleiben also weiterhin das unumstrittene Wahrzeichen – bis die bürokratischen Götter in ihren Elfenbeintürmen endlich den Durchstich zur anderen Straßenseite genehmigen. Hochstetten-Dhaun, ein Ort zwischen Tradition und Fortschritt – mit Betonung auf ersterem.