Es scheint gerade sehr in Mode zu kommen, dass Politiker als Privatpersonen öffentlich ihre Meinungen äußern. Erst machte SPD-Frontfrau Judith Dröscher auf Facebook mobil, als sie gegen die Berichterstattung von Redakteur Robert Neuber wetterte. Nun ergreift Betsy die Landrätin und Feuerwehrfrau Partei im Bad-Sobernheimer Bürgermeister-Wahlkampf, natürlich als „Privatperson“ und Bewohnerin der Felkestadt. Aber wann kapieren die Mädels aus CDU und SPD endlich, dass in solchen Aussagen immer das Amt mitschwingt? Mandat und Privates lassen sich in solchen Angelegenheiten einfach nicht trennen – allen Bekundungen zum Trotz. Dröscher störte es offenbar massiv, dass Neuber der SPD im Kirner Land ein Wahldesaster ins Parteibuch schrieb. Aber hey, wenn eine Partei in zwei Wahlperioden hintereinander in der Summe rund 20 Prozent an Stimmen verliert, kann man durchaus zu diesem Befund kommen. Aber anstatt sich mit der Kritik, möge sie auch noch so hart klingen, auseinanderzusetzen, wird der Überbringer der schlechten Nachrichten attackiert.
Und Betsy? Die Landrätin will Amtsinhaber Michael Greiner aus dem Amt kegeln. Wie anders ist es zu erklären, dass sie sich derart für den Konkurrenten Roland Rügenberg einsetzt? Sie hätte sich besser rausgehalten. Der Satz „das tut man nicht“ scheint ihr völlig fremd zu sein. Sie hat eben kein Gespür für die Konstellation. Im Benehmen voll daneben – die Kopf-Note der Kreis-First-Lady ist ein verheerendes Signal. Sie greift massiv in den Wahlkampf ein. Das geht gar nicht. Nicht für eine Landrätin. Nochmals zum Mitschreiben: Privat und Amt lässt sich für einen bestimmten Personenkreis nicht trennen. Never ever! Gerade führende Politiker sollten sich darüber im Klaren sein, dass ihre Aussagen immer im Kontext ihrer Ämter wahrgenommen werden. Ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl und Zurückhaltung würden hier gut tun.