Rätselhafter Polizeieinsatz in Kirn!

„Rätselhafter Streit in Kirn: was ist am Freitagabend auf dem Kirner Marktplatz passiert“! Der Öffentliche Anzeiger stellte diese Frage in einer Titelzeile der Online-Ausgabe am gestrigen Samstag. Dazu ein Schnappschuss mit Einsatzfahrzeugen von Polizei und Rettungsdiensten rund um den Brunnen. Alleine mit einer solchen Headline lässt sich schon Aufmerksamkeit erzielen. Voreilig, wohlgemerkt! Viele Klicks für’s Haus – passt! Vermutet wird ein gewaltsames Aufeinandertreffen mehrerer Personen. Die Polizei hüllt sich in Stillschweigen, will offenbar über laufende Ermittlungen zu diesem frühen Zeitpunkt nichts weiter sagen.

Damit gibt sich die Zeitung allerdings nicht zufrieden. Sollte die aber! Im Gegenteil: Die ist ungeduldig, will nicht auf Fakten warten und holt sich daher Informationen anderswo her. Zeugen berichten von Messern, die zum Einsatz gekommen seien. Hört, hört! Bestätigt sei das aber nicht. Folge: Man fischt mal wieder völlig im Trüben. Das Blatt haut eine Meldung ohne Handlung und ohne Substanz raus, härter, ohne Sinn und Verstand. Hauptsache spektakulär, mit viel Blaulicht und Bohai. Das Bild ist ja da. Fest steht nur, es war was. Das war es dann aber auch schon. In der Berichterstattung fehlten eigentlich nur noch die abgehakten Füße, analog der Geschehnisse von Bad Kreuznach. Auch damals berief sich die Tageszeitung auf Zeugenaussagen. Die Folgen sind bekannt.

Seinerzeit beging man einen Tabubruch. Viel gelernt hat die Redaktion offenbar nicht aus diesem Lapsus. Kamen in Kirn wirklich Messer zum Einsatz? Ob das wirklich so ist, weiß man natürlich nicht wirklich. Vielleicht hatte jemand ein kleines Taschenmesser in der Hosentasche? Maybe? Erklärende Pressemeldung der Ermittler diesbezüglich – Fehlanzeige. Die Redaktion nimmt natürlich Verletzte an, weil Rettungskräfte auch vor Ort waren. Die Logik hat der Öffentliche Anzeiger allerdings exklusiv. Merke, oftmals werden Sanitäter rein präventiv zu Einsätzen hinzugezogen. Warum stochert eine seriöse Tageszeitung derart im Nebel herum und scheut auch nicht davor zurück, zwischen Zeilen Schreckens-Szenarien im Boulevard-Stil zu verbreiten?

Die Antwort ist ganz einfach, der Effekthascherei wegen. Hauptsache schnell was rausgehauen. Wären die mal bei allen Artikeln so fix unterwegs! Bei der Tagesaktualität hechelt man meist der Musik weit hinterher. Offenbar ist es heutzutage nicht mehr angezeigt, den finalen Polizeibericht abzuwarten und dann erst über den Kirner Vorfall, gemäß bestätigter Faktenlage, zu berichten. Hätte doch gereicht, oder nicht? Bei Polizeiangelegenheiten sollte man sensibler vorgehen. Unbedingt! Diese Entwicklung ist zwar jammerschade, wohl aber nicht mehr aufzuhalten. Ein gewisser Personenkreis lechzt nämlich nach Messerstecherei-Ereignissen mit Verletzten und allem was dazu gehört. Das regt die Phantasie an. Kommentare gab es ja auch schon, und dies, obwohl nix feststeht. Für die Schreiber bastelt man halt einen halbgaren Bericht aus heißer Luft, damit spekuliert werden kann.

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