Früher gehörte das Krippenspiel in jeder kleinen Kirchengemeinde so fest zum Heiligabend wie der Christbaum zur guten Stube. Maria wusste, wo sie stehen musste, Josef war leicht überfordert, die Hirten raschelten verdächtig laut und mindestens ein Engel hatte Lampenfieber – aber es fand statt. Heute dagegen herrscht in vielen Kirchen gähnende Krippenleere. Auch im Kirner Land wird das Krippenspiel zunehmend zur bedrohten Art – wenngleich die Tradition hier noch flächendeckend gepflegt wird. In der Kirchengemeinde St. Johannisberg musste die Aufführung am Heiligabend abgesagt werden – nicht wegen Schneesturm oder Stromausfall, sondern mangels Nachwuchs. Zu wenige Kinder wollten mitmachen. Anders in Simmertal, Oberhausen, Hennweiler oder Meckenbach. Hier werden heute noch Krippenspiele aufgeführt. In Kirn fand die Aufführung schon am dritten Advent statt. Dennoch wird es zunehmend schwerer die Tradition aufrecht zu erhalten. Wo früher eine ganze Engelschar zur Auswahl stand, reicht es heute manchmal nicht einmal mehr für einen Hirten mit Schaf.
Zum anderen sind Kinder heute bestens beschäftigt. Schule, Ganztag, Sportverein, Musikunterricht – und wenn dann noch Zeit bleibt, wartet zu Hause das Tablet, das garantiert keine Proben verlangt. Ein weiterer Punkt: Kirchliche Bindung ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Viele Familien sind ausgetreten. Andere kommen zwar noch gerne an Heiligabend, fühlen sich aber weniger als aktiver Teil der Gemeinde. Zuschauen ja, mitmachen eher nein. Und wo früher Ehrenamtliche mit Geduld, Nadel und Faden Kostüme nähten und Proben leiteten, sind heute oft dieselben wenigen Aktiven am Werk – bis sie irgendwann nicht mehr können. Fest steht: Das klassische Krippenspiel stirbt nicht plötzlich, sondern leise – Absage für Absage. Ob es eine Zukunft hat, hängt davon ab, ob Gemeinden neue Formen finden und ob Familien bereit sind, wieder mehr als Zuschauer zu sein. Denn ohne Engel, Hirten und Kinder bleibt am Ende nur eine leere Krippe – und das ist selbst an Heiligabend etwas traurig.




