Rheinland-Pfalz hat geliefert: Seit Kurzem ist der Telenotarzt landesweit rund um die Uhr im Einsatz. Was in Mainz konzipiert wurde, zeigt nicht nur auf dem Papier Wirkung, sondern auch ganz praktisch vor Ort – etwa im Kirner Land, wo der Rettungsdienst von spürbaren Erleichterungen im Einsatzalltag berichtet. Bislang galt im Rettungsdienst eine klare Schwelle: Entweder arbeitete die Besatzung eigenständig – oder es musste ein Notarzt hinzugezogen werden. Mit dem Telenotarzt ist nun eine zusätzliche, praxisnahe Abstufung entstanden. Sie greift genau in den Situationen, in denen eine ärztliche Einschätzung oder Entscheidung erforderlich ist, die notwendigen Maßnahmen aber vollständig durch den Notfallsanitäter durchgeführt werden können.
Konkret bedeutet das: Der physische Notarzt wird nicht mehr automatisch gebunden, wenn medizinische Rücksprache nötig ist, aber kein invasives ärztliches Handeln vor Ort erforderlich ist. Stattdessen bleibt er für wirklich kritische Patienten einsatzbereit – während der Telenotarzt unterstützend zugeschaltet wird. Die Zuschaltung erfolgt über die Leitstelle. Innerhalb kürzester Zeit besteht eine gesicherte Video- und Tonverbindung. Der Telenotarzt sieht sämtliche Vitalwerte, EKG-Ableitungen und weitere Messdaten in Echtzeit auf seinem Monitor und dokumentiert im selben digitalen System wie die Einsatzkräfte vor Ort. Diagnostische und therapeutische Entscheidungen können so unmittelbar abgestimmt werden – unabhängig von Tageszeit, Wetter oder Entfernung.
Nach Angaben aus dem Rettungsdienst funktioniert dieses abgestufte System im Kirner Land zuverlässig und praxisnah. Das sei eine große Hilfe, heißt es. Gerade bei komplexen Einsatzlagen oder mehreren parallelen Einsätzen wird der Telenotarzt als sinnvolle Ergänzung wahrgenommen. Er ersetzt niemanden, sondern unterstützt gezielt dort, wo der zweite fachliche Blick gefragt ist – und wo Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Innenminister Michael Ebling spricht von einer neuen Ära der Notfallversorgung in Rheinland-Pfalz. Tatsächlich zeigt sich: Moderne Technik kann Leben retten, ohne selbst mit Blaulicht anzurücken. Während der Telenotarzt virtuell eingebunden ist, bleibt der Rettungsdienst vor Ort voll handlungsfähig – eine Kombination, die offenbar auch abseits der großen Städte überzeugt.
Gestartet als Pilotprojekt im Sommer 2023 in Ludwigshafen, wurde das System schrittweise ausgebaut. Inzwischen sind mehrere Kliniken landesweit eingebunden, der Betrieb läuft flächendeckend im 24/7-Modus. Rheinland-Pfalz setzt damit bundesweit Maßstäbe – und beweist, dass gute Ideen aus Mainz auch im ländlichen Raum ankommen. Der Telenotarzt bleibt dabei meist im Hintergrund, meldet sich, wenn es nötig ist, und sorgt dafür, dass medizinische Expertise nicht im Stau steht. Eine digitale Unterstützung, die im Alltag des Rettungsdienstes angekommen ist – und dort offenbar genau richtig wirkt.
Infokasten:
Mit dem Telenotarzt wurde im Rettungsdienst eine zusätzliche Abstufung eingeführt. Bisher arbeiteten die Besatzungen entweder eigenständig oder es wurde ein physischer Notarzt hinzugezogen. Nun gibt es eine Zwischenebene für Einsatzsituationen, in denen eine ärztliche Entscheidung oder Einschätzung erforderlich ist, die notwendigen Maßnahmen jedoch vollständig durch Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter durchgeführt werden können. Der physische Notarzt wird dadurch nicht unnötig gebunden und bleibt für wirklich kritische Patienten einsatzbereit. Die Zuschaltung des Telenotarztes erfolgt über die Integrierte Leitstelle. Über eine gesicherte Video- und Tonverbindung erhält der zugeschaltete Arzt in Echtzeit Zugriff auf sämtliche Vitalparameter, EKG-Ableitungen und weitere Messwerte. Die Dokumentation erfolgt im selben digitalen System wie durch die Einsatzkräfte vor Ort. So können Diagnostik, Therapieentscheidungen und Maßnahmen unmittelbar abgestimmt werden – unabhängig von Tageszeit, Wetter oder Entfernung. Das System erhöht die Handlungssicherheit im Einsatz und sorgt für eine effizientere Nutzung der verfügbaren Notarztressourcen.




