Wieder richtet sich der Blick nach Bad Sobernheim. Schon immer war die Stadt ein besonderer Ort, gerade was ihre politische Kultur betrifft – selten verliefen Entwicklungen ohne Reibungen, und historisches Wirrwarr gehörte hier fast schon zum festen Inventar. Von außen betrachtet kann man Roland Ruegenberg dieser Tage fast schon bemitleiden. Was momentan auf den Bad Sobernheimer Stadtbürgermeister einprasselt, würde wohl jeden Kommunalpolitiker ins Wanken bringen: der komplette Rücktritt des Stadtvorstands, der offene Appell, ihm möge doch bitte gleichzutun, und eine politische Isolation, die spürbarer kaum sein könnte.

Dabei hatte Ruegenberg mit seinem Spendenaufruf für eine neue Hausärztin erkennbar Gutes im Sinn. Er wollte handeln, schnell handeln – doch in seiner Eile ließ er zentrale rechtliche und organisatorische Abstimmungen aus. Gute Absichten allein ersetzen keine saubere Vorbereitung. Und genau hier häufen sich die Fehler. So auch beim nächsten Lapsus: Ruegenberg ließ öffentlich nach neuen Praxisräumen suchen, obwohl der scheidende Hausarzt Michael Nentwich auf Nachfrage des Öffentlichen Anzeigers längst bestätigt hatte, dass eine Übernahme seiner bisherigen Räume vorgesehen ist. Ein weiterer handwerklicher Fehler – und wieder einer, der unnötig Vertrauen kostet.

In der Summe entsteht der Eindruck eines Bürgermeisters, der mit den Herausforderungen seines Amts überfordert wirkt. Nicht aus bösem Willen, sondern weil die Lage, die Konflikte und der Druck offenbar eine Nummer zu groß geworden sind. Ruegenberg begegnet inzwischen fast überall Gegenwind. Kaum ein Schritt gelingt, ohne dass er ihm am Ende auf die Füße fällt. Geschont wird der nicht, auch und vor allem in den sozialen Medien. Die Frage ist längst nicht mehr, ob er diese Belastung noch lange durchhält, sondern welchen persönlichen Preis er dafür zahlen wird. Politische Isolation, öffentlicher Druck, permanente Kritik – das bleibt selten ohne gesundheitliche Spuren. Es spricht vieles dafür, dass Ruegenberg am Ende kaum eine andere Wahl haben wird, als den Weg für Neuwahlen freizumachen. Nicht, weil er nicht mehr wollte. Sondern weil er unter den aktuellen Bedingungen schlicht nicht mehr kann.