Zwischen Altburg und Schmidtburg: Eine Brücke als Vision – und ein Nußkranz für die gute Stimmung

Die besten Ideen entstehen oft aus dem Bauch heraus, beiläufig und ohne großes Aufsehen. So auch bei der jüngsten Sitzung des Tourismusausschusses der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen über die der Öffentliche Anzeiger berichtete: Gegen Ende des Treffens brachte Alfred Wenz (CDU) aus Bundenbach einen Vorschlag ein, der – sollte er jemals umgesetzt werden – das touristische Profil des Hunsrücks nachhaltig verändern könnte. Seine Vision: eine Hängeseilbrücke zwischen der Altburg und der Schmidtburg (Foto). Ein spektakuläres Bauwerk über das „Tal der Jahrtausende“, das die beiden historischen Stätten miteinander verbindet und Besuchern neue Perspektiven auf Landschaft und Geschichte eröffnen würde. Inspiriert wurde Wenz vom Erfolg der Geierlaybrücke, die sich längst als Touristenmagnet etabliert hat. Kritisch betrachtet stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, im Umkreis von nur 40 Kilometern bereits eine etablierte Hängeseilbrücke (die Geierlay) durch eine zweite zu ergänzen. Befürworter sehen darin die Chance, die Region noch stärker als touristisches Ziel zu profilieren; Gegner befürchten mögliche Überschneidungen oder Kannibalisierung des Tourismus.

Finanziert werden könnte das Vorhaben, so Wenz in seinen Aussagen, mithilfe von Sponsoren. Doch bevor von Spatenstichen oder Höhenmetern die Rede sein kann, müsse eine Machbarkeitsstudie zeigen, ob das Projekt technisch, naturschutzrechtlich und landschaftlich überhaupt realisierbar ist. VG-Bürgermeister Uwe Weber zeigte sich offenbar angetan und bat Wenz, mit seiner „positiven Penetranz“ einen Ortstermin mit den maßgeblichen Akteuren zu organisieren. Und wer Wenz kennt, weiß: Für die passende Atmosphäre ist gesorgt. Beim Ortstermin dürfte wohl sein berühmter Nußkranz nicht fehlen – jene Kaffeebeigabe, die bekanntermaßen selbst kritische Gemüter milder stimmt und so manch zähe Diskussion versüßt. Ein Blick in die Region zeigt: An Visionen mangelte es dem Kirner Land noch nie. Man denke nur an die Seilbahn vom Tal hinauf zum Dhauner Schloss sowie eine Hängeseilbrücke von den Schlossmauern hinüber ins Nachbartal. Die Ideem klangen verheißungsvoll – und verschwanden schließlich still und heimlich in der Schublade der guten Absichten.

Vielleicht ist es also an der Zeit, dass eine Vision diesmal den Weg über die Planungsphase hinaus findet. Dass dies nicht ausgeschlossen ist, zeigt das Beispiel aus der Nachbarschaft: Der Skywalk in Hochstetten-Dhaun begann ebenfalls als kühne Idee – und ist heute ein touristisches Aushängeschild der Nahe-Region. Landrätin Bettina Dickes steht dem Vorstoß von Alfred Wenz offenbar wohlwollend gegenüber, liest man. Und das ist immerhin ein gutes Omen. Oder auch nicht? Dass die Landrätin manchen Projekten – man denke an die Rettungswachen – gerne eine gewisse Reifezeit gönnt, bevor sie Gestalt annehmen – geschenkt. Sie kann sich ja bessern. Wenn sie und andere den Vorhaben für unterstützenswert halten, dann könnte durchaus was gehen. Noch ist die Brücke über das Tal der Jahrtausende bloß eine Vision. Aber Visionen sind der Anfang jeder Bewegung – und vielleicht beginnt der Weg zu einem neuen Wahrzeichen des Hunsrücks tatsächlich mit einem Ortstermin, einer Portion Begeisterung und einem Stück Nußkranz.

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