Zuerst Joe „Little-Joe“ Weingarten: Der einstige unbequeme Rebell aus dem Wahlkreis Nahe musste den Bundestag verlassen – und damit bleiben auch noch rund 30.000 Euro an Parteibeiträgen offen, wie aus Parteikreisen berichtet wurde. Rechtlich ist alles in Ordnung, moralisch vielleicht fragwürdig, und dass Informationen darüber an die Presse gelangten, sorgte für zusätzlichen Wirbel. So stand und steht der Rebell schweigend am Spielfeldrand – diesmal ohne Zahlungsmoral, aber mit jeder Menge Aufmerksamkeit. Kaum hat sich der Staub um Weingarten gelegt, rückt Fritz Rudolf Körper in den Fokus. Die Meldung lief gestern über die Ticker: Der langjährige Bundestagsabgeordnete und ehemalige Staatssekretär soll zwischen 2016 und 2020 Nebeneinkünfte nicht angegeben haben, die auf seine Altersentschädigung angerechnet werden müssten. Laut Berichten summiert sich der Betrag auf rund 202.000 Euro.
Körper bestreitet die Vorwürfe, während die Staatsanwaltschaft Berlin prüft, ob es zu einem Prozess kommt. Die SPD Rheinland-Pfalz betont, dass ihr an einer Aufklärung des Sachverhalts gelegen sei – und doch bleibt ein leises Stirnrunzeln über das Geldgebaren zweier ihrer Altgedienten. Körpers Anwalt teilte der dpa indessen mit, dass der Vorwurf nicht zutreffe. „Herr Körper ist zuversichtlich, dass das weitere Verfahren zu dem Ergebnis führen wird, dass der Vorwurf nicht begründet ist“, hieß es weiter. Ob Parteibeiträge oder Altersentschädigung – an der Nahe scheinen derzeit nicht Überzeugung, politische Leistung oder Ideale die Schlagzeilen zu bestimmen, sondern Kontostand, Skandale und öffentliche Aufmerksamkeit. Little-Joe und Körper zeigen eindrucksvoll: Auch langgediente SPD-Größen können in den Schlagzeilen ganz schön „außer Rand und Band“ wirken. Die SPD verspricht Aufklärung, die Anwälte Gelassenheit – und die Öffentlichkeit bleibt mit der Frage zurück, wem sie eigentlich noch glauben soll.