Im Kirner Land dürfen die Gastronomen bald tief durchatmen: Der Mehrwertsteuersatz auf Speisen sinkt von 19 auf 7 Prozent. Hurra, das Schnitzel müsste also eigentlich 12 Prozent billiger werden. Müsste. Könnte. Wird aber nicht. Denn während in Berlin fleißig Gesetze beschlossen werden, kämpfen die Wirte hier vor allem mit steigenden Energiekosten, teuren Lebensmitteln und der schlichten Frage, wie sie ihr Personal halten sollen. Viele Speisekarten wurden in den vergangenen Monaten ohnehin schon kräftig nach oben korrigiert – manchmal so stark, dass man beim Blick auf die Rechnung das Gefühl hat, statt eines Rumpsteaks gleich das ganze Rind bezahlt zu haben. Kommt die Steuererleichterung also tatsächlich auf den Tellern an? Wohl kaum. Neue Karten drucken, nur weil der Staat ein paar Prozentpunkte erlässt, ist teuer und umständlich. Und wenn gedruckt wird, dann nur die Korrektur nach oben. Das war immer schon so!
Und in keiner Küche ruft jemand begeistert: „Endlich sind die Pommes billiger!“ Wahrscheinlicher ist, dass die Entlastung in faire Löhne, die Sicherung von Arbeitsplätzen und längst überfällige Investitionen fließt – oder schlicht in die Hoffnung, überhaupt über den Winter zu kommen. Für die Gäste heißt das: Auf Preissenkungen zu warten, ist ungefähr so realistisch wie auf Sommer im November. Sicher ist nur: Ohne die Steuersenkung wären die Preise wohl noch schneller gestiegen, und die Wirtshauskultur im Kirner Land hätte weiter Schlagseite bekommen. Vereinzelt sind die Preissprünge – siehe heuer im Waldeck – ohnehin schon deutlich. Der Blog schaut jedenfalls genau hin und kündigt einen Vorher-Nachher-Test an. Vielleicht findet sich ja doch irgendwo die 12-Prozent-Sensation auf der Karte. Aber wetten würden wir eher auf das Gegenteil.