Wo sind die Mufflons im Dhauner Wald? – So titelte und schrieb ich noch vor drei Monaten – damals waren die Mufflons irgendwie weg. Einfach so. Monatelang standen sie stoisch am Straßenrand zwischen Hochstetten und Oberhausen und ließen sich vom Feierabendverkehr nicht beeindrucken, ein auf den anderen Tag war die Landschaft mufflonfrei. Wer durch den Dhauner Wald streifte, fand nur noch leere Wiesen, keine Hörner, keine Wollknäuel. Die Theorien schossen ins Kraut: Die einen sahen die Jäger am Werk, andere machten Solarparks, Zäune und Glasflächen verantwortlich, wieder andere glaubten an eine freiwillige Abwanderung aus Protest gegen den ewigen Schuldvorwurf bei rutschenden Hängen. Die Mufflons selbst schwiegen – wie immer.
Und jetzt sind sie wieder da.
Zwischen Karlshof und St. Johannisberg grast eine beachtliche Herde auf einer Wiese vor dem Waldhof, als wäre nichts gewesen. Der Schnappschuss wurde am heutigen frühen Morgen geschossen. Gut und gerne 30 Tiere stehen dicht beieinander, fressen ruhig, heben gelegentlich die Köpfe, zeigen Hörner und Rücken. Keine vorsichtige Rückkehr einzelner Ausreißer, sondern ein geschlossenes Wiederauftreten, selbstbewusst und sichtbar. Das vertraute Bild ist zurück: Mufflons mit Durchblick, unbeirrt von allem, was sich in den Monaten ihrer Abwesenheit an Spekulationen angesammelt hat. Ob sie nur ausgewichen waren, ob sie andere Weiden erkundet oder einfach abgewartet haben – sie geben keine Auskunft. Sicher ist nur: Das Bild in der Landschaft hat sich erneut verändert. Die Leere ist verschwunden, die Wiesen haben ihre Wollknäuel zurück. Und vielleicht stehen die Mufflons nun zwischen Karlshof und St. Johannisberg und lachen sich ins Horn über die Aufregung, die sie mit ihrem Verschwinden ausgelöst haben.




