Eine VG-Ratssitzung kann bisweilen durchaus unterhaltsam sein – zumindest, wenn man ein Faible für die feinen Nuancen von Ratsdiskussionen hat. Ein Beispiel lieferte die jüngste Sitzung zum Thema „Waldhof“ zwischen dem Karlshof und St. Johannisberg. Die Ratsmitglieder – nebenbei beruflich Architekten – Heiko Selwitschka und Manfred Kuhn hinterfragten kritisch die Notwendigkeit der Beschlussvorlage, den Waldhof als Sondergebiet „Aussiedlerhof“ den tatsächlichen Gegebenheiten anpassen zu wollen. Antworten? Fehlanzeige. Stattdessen bekamen die beiden alles geboten – nur keine echte Begründung. Warum sollte man über eine landwirtschaftliche Fläche eine Sonderfläche legen, wenn das Baugesetzbuch ohnehin alles erlaubt, was mit Landwirtschaft zu tun hat, inklusive Erweiterungs- und Baumaßnahmen? Die offizielle Antwort: Man wolle Geld sparen und „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, weil durch die Solarfläche ohnehin Flächennutzungspläne neu erstellt werden müssen.
Dass beiläufig eine Bauvoranfrage erwähnt wurde, ging fast unter. Welche jetzt genau? Ein Stall? Ein Mietshaus? Ein Hochhaus? Ein Hotel? Darüber schwiegen sich Bürgermeister Thomas Jung und der Erste Beigeordnete, zugleich Ortsbürgermeister von Hochstetten-Dhaun, Hans Helmut Döbell, aus. Muss ja auch keiner vom Rat wissen. Nach minutenlangen Diskussionen zog Döbell den Tagesordnungspunkt schließlich zurück, bevor er am Ende womöglich noch negativ beschieden werden konnte – und dass das drohte, war absehbar. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, sich generell über „unterschwellige Vorwürfe“ zu beklagen: Immer wenn gewisse Namen im Spiel seien – und seiner offenbar dazugehöre –, werde automatisch unterstellt, die jeweiligen Ortsgemeinden wolle einen Vorteil ziehen. Übersetzt: Döbell beklagt sich darüber, dass man ihm nicht traue. Wie kommt er nur darauf? Interpretationsweise hat er sich im VG-Rat über die Jahre einen Ruf erarbeitet, der so etwas wie einen „vorsorglichen Misstrauensbonus“ mit sich bringt: Offenbar wartet man lieber ab und prüft genauer, bevor Vorschläge von „gewissen Namen“ beschlossen werden.




