Bahnhof Kirn für 4,7 Millionen Euro saniert – die Bahn feiert sich selbst (und wir fragen uns: warum eigentlich?)

Es ist vollbracht – endlich. Am 18. November 2025 lud die Deutsche Bahn zur großen Feier anlässlich der Beendigung der Maßnahme am Bahnhof Kirn. Man könnte meinen, ein Jahrhundertprojekt sei vollendet worden. Tatsächlich handelt es sich aber um eine barrierefreie Erschließung mit zwei Fahrstühlen, die bereits im Juni 2022 (Foto) in Betrieb gehen sollten. Immerhin 4,7 Millionen Euro ließ sich die Bahn und ihre Partner die Sanierung kosten. Drei Jahre später darf Kirn nun erleben, wie sich die Bahn für das Einhalten… nein, für das Nicht-Einhalten ihrer eigenen Vorgaben auf die Schulter klopft. Wer die Strecke vom Gleis zur Realität kennt, weiß: Die Baustelle war ein Dauerbrenner. Plakate wurden häufiger ausgetauscht als Dachteile. Aus „Fertigstellung 2022“ wurde „3. Quartal 2024“. Nun schreiben wir Ende 2025 – und die Bahn schneidet das rote Band mit einer Selbstverständlichkeit durch, als wäre das alles völlig normal. Dazu versammelt sich das Who’s Who der regionalen Politik samt Bundestagspräsidentin Julia Klöckner. Alle stehen beim Fototermin erwartungsvoll bereit, als ginge es beim Durchtrennen des symbolischen Bandes um den Startschuss für eine neue Ära des Bahnverkehrs – und nicht um zwei Aufzüge, deren Bauzeit inzwischen in die Mythologie des Nahetals übergehen dürfte.

Doch wirklich überraschend ist nicht die Verzögerung. Überraschend ist der Feiercharakter. Schnittchen, Kaltgetränke, lächelnde Funktionäre – man könnte fast glauben, man sei auf einer Preisverleihung. Die Frage drängt sich auf: Wo sind wir hingekommen, wenn Projekte, die massiv verspätet sind, trotzdem festlich zelebriert werden? Und noch eine Frage: Wer bezahlt das eigentlich? Die Antwort dürfte wenig überraschen – wir alle. Vielleicht wäre es im Sinne der Kundinnen und Kunden sinnvoller gewesen, statt der Feier einfach einen symbolischen Scheck an die Stadt Kirn für Kindergärten zu überreichen. Sozusagen als Ausgleich für die Jahre des Provisoriums, der Unannehmlichkeiten und des Regen- und Windtrainings auf dem unüberdachten Bahnsteig. Und die genervten und geduldigen Pendler – und das sind mehr als tausend pro Tag – hätten Bratwurst und Freibier verdient. Aber gut – die Bahn feiert lieber intern im kleinen Kreis. Und Kirn bekommt immerhin endlich einen Bahnhof, der nicht mehr wie eine Endlosschleife aussieht. Vielleicht ist das auch schon ein Erfolg. Oder, um es mit leichtem Kopfschütteln zu sagen: Die Bahn kommt – irgendwann. Und dann bringt sie Schnittchen mit.

Hier die Pressemeldung der Bahn verlinkt:

https://www.deutschebahn.com/de/presse/presse-regional/pr-frankfurt-de/presseinformationen-regional/Kirn-Barrierefreie-Modernisierung-der-Verkehrsstation-abgeschlossen-13622830#

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