Wehrpflicht: Wird wieder in der Kreuznacher Röntgenstraße gemustert?

Jetzt ist es also raus! Ab 2027 soll sie wieder eingeführt werden: die Musterung. Alle jungen Männer eines Jahrgangs sollen auf ihre Tauglichkeit für den Dienst bei der Bundeswehr geprüft werden – die Frauen dagegen nicht. Sie dürfen sich zwar freiwillig melden, doch verpflichtet werden nur die Männer. Begründet wird das mit dem Grundgesetz, das in Artikel 12a die Wehrpflicht ausdrücklich nur für Männer vorsieht. Für eine Gleichstellung wäre eine Verfassungsänderung nötig – politisch derzeit kein Thema. Verteidigungsminister Boris Pistorius will damit die Verteidigungsfähigkeit des Landes stärken und zugleich ein Signal der Wehrhaftigkeit senden. Kritiker nennen es Symbolpolitik: Wenn Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen gilt, warum dann nicht auch bei Pflichten? Frauen dienen längst in allen Bereichen der Truppe, sie fliegen Hubschrauber und führen Einheiten an – beim Thema Musterung aber bleiben sie außen vor.

Spannend ist nun die Frage, wo die Musterungen in unserer Region überhaupt stattfinden sollen. Das frühere Kreiswehrersatzamt in der Röntgenstraße 11 in Bad Kreuznach steht seit Jahren leer. Jahrelang pilgerten Scharen von jingen Männern nach dort – auch der Verfasser des Beitrags. Ob die Anlaufstelle des letzten Jahrtausends reaktiviert wird? Möglich wäre auch, dass die Musterungen künftig im Bundeswehrstandort Idar-Oberstein stattfinden – dort wären die räumlichen und organisatorischen Voraussetzungen vermutlich besser gegeben. Schließlich müssen die jungen Männer ja ihre ärztlichen Untersuchungen absolvieren. Und ein ärztlicher Dienst ist in der Kaserne vorhanden. Noch ist vieles unklar, auch der genaue Ablauf. Sicher scheint nur: Ab 2027 werden wieder ganze Jahrgänge aufgerufen – und das vorerst ausschließlich männlich. Damit kehrt ein Stück alte Bundeswehrpraxis zurück, allerdings in einer Gesellschaft, die sich längst an Gleichberechtigung gewöhnt hat. Ob das Konzept so zeitgemäß ist, bleibt fraglich.

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