Der eingängige Song Marke Ohrwurm „Kreuznach, mein Kreuznach“ macht gerade auf Facebook Furore: ein melancholischer Abgesang auf eine Stadt, die sich offenbar selbst im Niedergang wiederentdecken darf. Ich finde den richtig, richtig gut, auch wenn nicht alle diese Meinung teilen. Kirn könnte da locker mithalten – Bühne frei für „Kirn, mein Kirn“? Es braucht nur noch einen Produzenten und ein Gesangs-Duo. Vielleicht „Take-Two“? Die Kleinstadt mit Herz muss ja nicht so düster geteichnet werden wie der große Bruder die Nahe abwärts. Die Kleinstadt mit Herz bietet alles, was ein gutes Video braucht: die Kyrburg als Drama-Kulisse, die Nahe für tiefsinnige Blick-in-die-Ferne-Momente und einige charmant leerstehende Häuser, die stumm von verpassten Chancen erzählen. Zwischendrin ein kühles Kirner Bier als emotionale Stütze, falls einem beim Dreh die Motivation ausgeht. Die Kamera würde langsam über Fassaden und Straßen gleiten, die flüstern: „Wir waren mal intakter und hübscher“, während der Sänger mit rauer Stimme klingt, als hätte er persönlich jeden Strukturwandel überlebt – oder zumindest versucht, ihn zu ignorieren. Das Ganze wäre ein schräger Mix aus Melancholie, Augenzwinkern und lokalem Charme: schöne Ecken, Baustellen, Leerstände – alles im Takt eines Beats, der den Zuschauer gleichzeitig bewegt und nervt. Vielleicht wird der Song auch gar kein Jammerlied, sondern ein Liebesbrief mit leicht sarkastischem Unterton. Und wenn es am Ende keiner versteht macht das auch nix. Hauptsache die Meldoie passt.
Das Lied zum Sonntag



