Satirischer Wochenrückblick

Über „Löschbier“, „Kirner Kita-Drive-In“, Bürgermeister-Überraschung, Post-Verteiler…

Gestern noch Bier, morgen schon Held des Waldes: Fünf Gärtanks der Kirner Privatbrauerei wechseln als Reserve vom Braukessel zur Brandbekämpfung. Man könnte sagen, sie gehen vom Feierabend in den Feuer-Einsatz. Natürlich stellen sich jetzt viele die wichtigste aller Fragen: Wird das Löschwasser künftig eine dezente Biernote haben? Die Feuerwehr winkt ab und spricht von „gründlicher Reinigung“. Dreimal gespült! Das ist mehr, als die meisten Kochtöpfe je erleben. Ein Förster meint trocken: „Wenn’s nicht brennt, ist mir der Geruch egal.“ Tiere im Wald reagieren pragmatisch: Das Reh zeigt Interesse, der Fuchs Sorge vor spontanen Waldfeten, und die Amsel hofft auf bessere Stimmung bei Waldbrandübungen. Die Verwaltung zeigt sich ebenfalls überraschend agil. „Wir waren schnell“, hört man stolz – ein Satz, den man im Rathaus sonst eher im Zusammenhang mit Kaffeeautomat und Feierabend findet. So oder so: Löschwasservorrat mit Aroma? Klingt nach Kirner Land.

Die Stadt Kirn will auf der Kyrau einen neuen Kindergarten bauen – der Bedarf ist da, die Kinder stehen quasi schon in den Startlöchern, aber die Kasse wirkt eher wie eine halbvolle Spardose nach Weihnachten. Also muss eine kreative Lösung her. Warum nicht gleich etwas Revolutionäres wagen und die erste Kita-Drive-In der Region eröffnen? Eltern müssten morgens nicht mehr im Regen, Parklückenkrampf und Jacken-Anzieh-Krisen verfallen, sondern könnten ihre Kinder einfach wie bei einer Pommes-Bestellung durchs Autofenster abgeben. Ein kurzes „Guten Morgen, einmal Kind bitte!“ am ersten Fenster, Übergabe des Lieblingskuscheltiers am zweiten, und am dritten Fenster bekommen die Eltern ein „Sie haben das heute toll gemacht“-Sticker, damit der Tag wenigstens mit einem Erfolgserlebnis beginnt. Das Beste daran: Drei Wände, ein Dach und eine Gegensprechanlage – deutlich günstiger als ein kompletter Neubau. So entsteht Bildung, Effizienz und leichter Abgasnebel in perfekter Harmonie. Die Zukunft des Kindergartens? Vielleicht fährt sie einfach vor.

Plötzlich springt einer wie Kai aus der Kiste gesprungen: Tobias Helfenstein, bisher Revierförster, wirft seinen Hut ins Bürgermeisterrennen. Überraschung! Wer hätte gedacht, dass ein Mann, der bisher Bäume zählt und Försterstiefel trägt, nun Rathausluft schnuppern will? Die Frage liegt auf der Zunge: Kann der Kerl das überhaupt? Alles spricht dafür: Er kennt Verwaltung, Menschen, Förderprogramme, das ganze Kirner Land – Stallgeruch inklusive. Noch bevor die öffentliche Bekanntgabe kam, hat er die Fraktionsvorsitzenden informiert – höflich, transparent, ohne Trara. Jetzt will er zuhören, mitreden, gestalten und das Kirner Land aus der hinteren Reihe des Landkreises auf die Bühne holen. Ob er Erfolg hat, hängt allerdings nicht nur von ihm ab, sondern auch von der Konkurrenz und davon, wie fest der Amtsinhaber im Sattel sitzt. Lucky-TJ, unser aller Cowboy der schneller wählt als sein Schatten wird sich sicherlich nur ungern aus dem Sattel heben lassen. Mit dem Versprechen, das Kirner Land zu rocken, 2020 gestartet – wie viel frischer Schwung bisher wirklich umgesetzt wurde, darf jeder selbst beurteilen.

Früher gab es in Kirn alles: Amtsgericht, Krankenkassen, Forstamt, Zeitungen, Bahnschalter, viele Banken und, und, und. Jetzt zieht auch noch die Postverteiler-Basis aus dem Mittelzentrum ab. Stück für Stück verschwindet die Infrastruktur aus der Fläche, und man fragt sich: Was kommt als Nächstes? Polizei, Rettungswache, Krankenhaus? Kirn, einst zentraler Knotenpunkt für Service und Verwaltung, droht immer mehr zu einem Ort zu werden, an dem man nur noch erinnert, dass hier früher alles war. Die Servicestellen wandern ab, die Wege für die Menschen werden länger – und irgendwann wird man vielleicht nur noch nach Kirn fahren, um nostalgisch zu schauen, wo einmal alles begann. Die Fläche verliert an Bedeutung, die Bürgerinnen und Bürger müssen hinterherfahren, während das Mittelzentrum nach und nach seine Rolle als lebendiger Versorgungsort einbüßt.

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