Das Wort zum Sonntag

Die Republik empört sich derzeit über zwei Worte: „Stadtbild“ und „Problem“. Als hätte der Kanzler ein Großreinemachen per Laserkanone angekündigt. In den Medien löst die Formulierung Alarmstufe Rot aus, während viele Menschen im Alltag nur denken: „Hm … so falsch liegt er gar nicht.“ Wie immer bei solchen Statements aus seinem Munde tun sich tiefe Gräben auf. Die einen stimmen ihm vollumfänglich zu, die anderen verurteilen seine Aussagen zutiefst. Dazwischen scheint es kaum etwas zu geben – und das schon eine ganze Woche lang. Als ob es keine anderen Probleme gäbe. Die Kanzler-Diskussion richtet sich dabei nicht gegen die große Mehrheit, die hier lebt, arbeitet und ihren Alltag gestaltet, sondern gegen jene, die offensichtlich nicht angekommen sind: Menschen, die ohne Aufgabe herumstehen, dauerhaft öffentliche Plätze besetzen, Regeln missachten oder schlicht jede Integration verweigern. Und diese Gruppen beeinflussen nun einmal das Sicherheitsgefühl vieler Menschen.

Genau diese von Merz beschriebenen „Problem-Gruppen“ prägen an manchen Orten das Bild – und das sieht man. Merz hat ein Gefühl ausgesprochen, das viele im Land teilen. Wer das leugnet, leugnet die Realität. Selbst der Blick in unserer Region zeigt deutlich, dass es dort Ecken gibt, in denen diese Problemlagen sichtbar werden. Bei uns ist auch nicht alles heile Welt. Zusammengefasst: Kein Vergleich zu den Metropolen, aber auch auf dem Land spüren Menschen, dass manche Situationen Unbehagen auslösen. Und genau darum geht es: Probleme benennen dürfen, ohne sofort als unmenschlich abgestempelt zu werden. Das wirklich Gefährliche wäre nicht, darüber zu reden – sondern wenn wir es nicht mehr dürften.

3 thoughts on “Das Wort zum Sonntag

  1. Herr Merz instrumentalisiert Frauen, wo sie ihm an anderen Stellen gänzlich egal sind.
    1997: Merz stimmt gegen den Schutz vor Vergewaltigung in der Ehe
    2006: Merz stimmt gegen das Gleichbehandlungsgesetz
    2024: Gegen Reform von § 218 (Schwangerschaftsabbrüche vor der 12. Woche)
    2025: Merz und die Mehrheit der Union lehnen den Straftatbestand für „Catcalling“ ab.

    Jetzt auf einmal seien ihm die Töchter wichtig. Heuchlerei ist das. Instrumentalisierung für den gelebten Rassismus in der Regierung.

    1. Meiner Meinung nach hat das nichts mit Rassismus zu tun. Wenn ich abends durch Kirn gehe und ich mit einem „Was guggst Du“ versuchsweise eingeschüchtert werden soll, wenn mein Blick auf dem herumliegenden Müll verweilt dann läuft etwas schief. Das muss man ansprechen können, Denkverbote bringen uns da nicht weiter, im Gegenteil…

    2. Volle Zustimmung, Frau Nick.

      Wie schreibt der Blogger so schön, jede/r soll sein Gefühl aussprechen. Mein Gefühl bei den Zeilen „ Menschen, die ohne Aufgabe herumstehen, dauerhaft öffentliche Plätze besetzen, Regeln missachten oder schlicht jede Integration verweigern“ ist, dass hier endlich die AfD einmal sehr treffend beschrieben wurde.
      Schönen Sonntag!

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