Leerstand hat viele Gesichter – und manche davon möchte man lieber nicht so genau sehen. In den Innenstädten sprießen sie wie Pilze nach dem Regen: ehemalige Geschäfte, die die heute nur noch eines ausstrahlen – Stillstand. Während an manchen Ecken wenigstens jemand Putzlappen und Besen schwingt, um den Schein von Ordnung zu wahren, gibt es auch jene Schaufenster, die längst resigniert haben. Dort, wo einst Kundschaft ein und aus ging, geht jetzt höchstens der Wind spazieren. Ein besonders anschauliches Beispiel bietet die Nahegasse – gegenüber von „Pipapo“. Heute liegt vor der Tür ein Haufen Herbstlaub, das offenbar schon eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat. Die Scheiben sind stumpf, Schmutz überall, die Aufkleber aus besseren Tagen halten sich tapfer – und drinnen: nichts als Leere. Das Foto wurde am Handwerker- und Bauernmarkt geschossen. Vielleicht hat diese Ehrlichkeit ja auch etwas Tröstliches: Kein schöner Schein, keine falsche Hoffnung, nur ein ehrliches Stück Wirklichkeit. Und wer weiß – vielleicht fängt eines Tages jemand wieder an, durchzuwischen. Dann sieht man vielleicht wieder hindurch.
Kirner Stadtbild: Es gibt Leerstände und Leerstände




