Satirischer Wochenrückblick


Über Rosinenpickerei, Personalentscheidungen, Tempo 30, SPD-Silberrücken…

Im Bauamt der Verbandsgemeinde Kirner Land scheint Dauerrotation zum Programm zu gehören: Kaum sitzt jemand auf Führungsebene fest im Sattel, wird schon wieder der Schleudersitz gezündet. Nun soll Sven Schäfer, bislang eher im sozialen Bereich zu Hause, das Bauamt mitbetreuen. Ein mutiger Schritt, denn mit Bauwesen hat er ungefähr so viel zu tun wie ein Hobbykoch mit Herzchirurgie. Fachleute würden sagen: riskant. Andere nennen es konsequent – schließlich hat man die Stelle ja mehrfach mit Ansprüchen ausgeschrieben, um sie dann intern zu besetzen. Das Problem bleibt trotzdem: Die fachliche Lücke auf Arbeitsebene wurde mit der neuen Führungsperson nicht geschlossen. Es braucht weiterhin jemanden, der das Bauhandwerk auch wirklich studiert hat – einen Experten mit technischem oder ingenieurwissenschaftlichem Hintergrund. Nur: Solche Leute findet man schwer. Vor allem, wenn sie weder Führungsverantwortung übernehmen dürfen noch bereit sind, sich mit einer niedrigeren Eingruppierung als „nur“ Sachbearbeiter abzufinden. Und noch etwas: Die Doppelbelastung von Schäfer bringt gewiss eine Höhergruppierung mit sich – sonst hätte der Kerl schlecht verhandelt. Wer so viel Verantwortung übernimmt, lässt sich nämlich nicht ohne Kompensation in niedrigeren Gehaltsklassen abspeisen. Wie wäre es, wenn man gleich das ganze Amt ins Karussell steckt? Das Ordnungsamt übernimmt die Kämmerei, das Bürgerbüro den Bauhof, und das Standesamt könnte ja die Abwasserbeseitigung betreuen – Erfahrung mit feuchten Angelegenheiten hat man dort schließlich reichlich. Die Tourist-Info übernimmt die Personalabteilung (die wissen wenigstens, wie man Leute anspricht), und das Bauamt wiederum organisiert künftig die Kita-Belegung – Sandkästen kennt man ja schon. So wird weiter am offenen Herzen der Verwaltung operiert – diesmal eben mit der Sozialakte als Skalpell. Vielleicht klappt’s ja. Und wenn nicht, bleibt immerhin der Trost, dass man sich im Kirner Land an eines längst gewöhnt hat: Baustellen – drinnen wie draußen.

Rosinenpickerei im Kreiselhaus – oder: Wie man Kontrolle lächerlich macht! Wer bei den VG-Werken Kirner Land nachfragt, riskiert offenbar den Titel „Rosinenpicker“. Das Wort hat Werkleiter Jochen Stumm jüngst locker aus der Hüfte geschossen, als die Freien Wähler nur ein paar sachliche Nachfragen zu Satzungen und Projekten stellten. Leider hat er dabei nicht bedacht, dass „Rosinenpickerei“ normalerweise ein süßlich harmloses Hobby beschreibt: Man sucht sich die besten Rosinen aus einem Kuchen heraus, um den Rest zu ignorieren. Nett, wenn man naschen will. Katastrophal, wenn man Aufsicht über öffentliche Abwasseranlagen führt. Hier liegt der Ursprung des Vertrauensverlustes: Jeder in der VG hat die Skandalsatzung mit anschließender Entschuldigungsorgie über Land noch in bester Erinnerung. Nachfragen ist daher keine private Geschmacksprobe – es ist Pflicht. Wer das als „Rosinenpickerei“ abtut, zeigt vor allem eines: dass er den Unterschied zwischen Kuchenbuffet und öffentlicher Verantwortung nicht verstanden hat. Kontrolle ist kein Angriff. Vertrauen wächst durch Offenheit, nicht durch Augenrollen und Wortwahl, die nach Kindergeburtstag klingt. Wer wieder ernst genommen werden will, sollte erklären, zuhören, demütiger sein – und vielleicht erst mal überlegen, welche Worte man in den Mund nimmt.

Martinstein bremst – Tempo 30 auf der B 41! Das Dorf hat sich quasi über Nacht entschleunigt. Aus der schnellen Bundesstraße wurde eine Tempo-30-Zone – offiziell aus Lärmschutzgründen. Wer hier jetzt durchfährt, erlebt die Kuriosität deutscher Verkehrspolitik: breite Straße, freie Sicht – und doch schnurrt der Tacho gemütlich im dritten Gang. Die Anwohner jubeln über die Ruhe, die Durchfahrenden fluchen, und jeder fragt sich: Wann kommen die Blitzersäulen? Der Artikel über die neue Regel wurde allein unter der Woche 15.000 Mal gelesen – ein klarer Beweis, dass Tempo 30 die Gemüter bewegt. Argumente dafür und dagegen gibt es zuhauf. Wenn die Anwohner endlich Ruhe haben, ist das ein echter Gewinn. Aktionismus, nur um zu zeigen „wir tun etwas“, braucht kein Mensch. Wer aber will, dass sich jeder Verkehrsteilnehmer tatsächlich daran hält, muss auch für eine lückenlose Überwachung sorgen. Sorry, das geht nur mit Blitzersäulen. Wer A sagt, muss also auch B sagen – alles andere ist Augenwischerei.

Joe „Little Joe“ Weingarten ist aus dem Bundestag ausgeschieden – und damit bleiben rund 30.000 Euro an Parteibeiträgen offen. Rechtlich korrekt, moralisch fragwürdig, und die Presse bekam Wind davon. Nicht gut gelaufen für einen, der immer klare Kante zeigte. Kaum hat sich der Staub gelegt, rückt der Silberrücken Fritz Rudolf Körper ins Rampenlicht. Berichten zufolge soll der langjährige Abgeordnete zwischen 2016 und 2020 Nebeneinkünfte verschwiegen haben, die auf seine Altersentschädigung angerechnet werden müssten – rund 202.000 Euro. Körper bestreitet die Vorwürfe, die Staatsanwaltschaft prüft ein Verfahren, die SPD betont Aufklärung. Ob Parteibeiträge oder Altersentschädigung – an der Nahe scheinen nicht Leistung oder politische Überzeugung die Schlagzeilen zu bestimmen, sondern Kontostand und Skandale. Little Joe und Körper zeigen: Auch langgediente SPD-Größen können für Aufsehen sorgen, Vertrauen bleibt jedoch ein rares Gut.Silberrücken, egal aus welcher Partei, die ihre eigenes Ding machen sind keine seltene Spezies. Die gibt es überall, auch und vor allem in kommunlen Revieren. Ob in unserer Regieon schon welche gesichtet wurden ist zwar wahrscheinlich, aber nicht überliefert.