Martinstein, das Nadelöhr der B 41, hat’s getan: Aus dem Asphalt-Donnerweg wird eine Klangschutzzone. Kaum hat man das gelbe Ortsschild passiert, steht da das neue Denkmal deutscher Verkehrspolitik – Tempo 30. Wegen Lärmschutz, versteht sich. Dass dieses Argument in Deutschland mittlerweile jede Diskussion gewinnt, ist bekannt. Doch dass es nun selbst die B 41 erwischt, ist eine kleine Revolution. Wer jetzt durch Martinstein rollt, fühlt sich wie in einer Verkehrsverlangsamungsstudie der besonderen Art: breite Straße, null Hindernisse – aber dreißig. Das Auto schnurrt im dritten Gang, der Fahrer knurrt im ersten. Und irgendwo in einem Büro dürfte man sich bereits fragen: Wie lange dauert es, bis die ersten Blitzersäulen wachsen? Wo Tempolimits sind, ist schließlich der Profit nie weit. Die Gewinnerwartung? Exzellent. Spaßeshalber wurde oben im Bild schon eine Beispiel-Säule eingearbeitet. Alles Fake, was den Trümmer betrifft. Der wurde ins Bild gemogelt.
Noch steht allerdings kein grauer Mast mit Kamerablick am Straßenrand. Vielleicht ist der Aufbau aber nur noch eine Frage der Zeit. Schließlich wäre es schade, diese frisch gebremste Strecke nicht auch fiskalisch auszuschöpfen. Lärmschutz hin oder her – die wahre Musik könnte bald in der Kasse spielen. Die Anwohner freuen sich gewiss über ein bisschen Ruhe, wenn schon die Ortsumfahrung seit Ewigkeiten auf sich warten lässt. Wobei – Ruhe ist relativ. Die Durchfahrer fluchen, weil sie nun im Schritttempo durch den Ort schleichen. Und der Rest? Der wundert sich, warum man auf einer Bundesstraße plötzlich langsamer fährt als auf dem Supermarktparkplatz. Martinstein ist jetzt entschleunigt – und vielleicht auch ein bisschen stolz, der Republik zu zeigen, wie man sich selbst schützt. Also: Runter vom Gas!