Landrätin Bettina Dickes macht keinen Hehl daraus, dass ihre Sympathien Andrea Silvestri gelten. Dass sie ihre langjährige Weggefährtin im Wahlkampf offen unterstützt, überrascht kaum – schon ein Blick ins Netz zeigt ihre Omnipräsenz. Neutralität ist für Dickes offenbar zweitrangig, Loyalität zählt mehr als Zurückhaltung. Genau das sorgt für Diskussion. Denn eine Landrätin wird in der Öffentlichkeit nie nur als Privatperson wahrgenommen. Was für sie wie eine persönliche Geste wirkt, hat politisches Gewicht. Schon in Bad Sobernheim sprach sie Wahlempfehlungen aus – und wurde dafür kritisiert. Jetzt wiederholt sich die Debatte: Wie eng dürfen Freundschaft und Amt miteinander verflochten sein?
Viele Bürgerinnen und Bürger erwarten von einer Landrätin Fingerspitzengefühl und Distanz. Dickes aber zeigt, dass sie persönliche Bindungen höher bewertet als die Wirkung nach außen. Damit bleibt sie ihrer Linie treu – ob man das konsequent oder ungeschickt findet, liegt im Auge des Betrachters. Entscheidend ist ohnehin nicht, wie Kommentatoren oder soziale Medien ihr Vorgehen bewerten. Das Urteil fällen allein die Wählerinnen und Wähler in der Wahlkabine. Zurück bleibt allerdings das Gefühl, dass man dieses Verhalten nicht zwingend verstehen muss, um es irritierend zu finden.