Ein Bauamt ist das Rückgrat jeder Kommune – und das Rückgrat sollte man sich im Idealfall nicht ständig verrenken. Doch genau das passiert offenbar in der Verbandsgemeinde Kirner Land. Die Bauamtsleitung gleicht mittlerweile einem Schleudersitz mit Dauerbetrieb: Kaum hat sich jemand warmgesessen, geht’s auch schon wieder durch die Luke. Erst Markus Neubrecht, dann Martin Zerfaß oder zeitgleich – und nun auch Norman Barth. Drei Leiter, drei Abgänge. In nur wenigen Jahren. Das wäre bei einem Fußballverein schon Anlass für eine Krisensitzung. Und hier geht es nicht um Abstiegskampf, sondern um Infrastruktur, Wohnraum und Hochwasserschutz. Norman Barth, zuletzt Hoffnungsträger in eigener Sache, hat offenbar genug gesehen. Nach geschätzt gerade mal zwei Jahren Amtszeit verlässt er die VG, bleibt aber beruflich wohl in der Region. Ob er dort, wo er anheuert, auf bessere Baugruben trifft oder schlicht auf mehr Personal, sei dahingestellt. Zurück bleibt – mal wieder – eine offene Stelle und eine Menge unbeantworteter Fragen.
Die Personalrochade ist kein Einzelfall mehr, sondern längst Ritual. Barth kam, nachdem sich Martin Zerfaß in Richtung Herrstein verabschiedet hatte. Die Stelle war lange ausgeschrieben, bevor man die intern besetzte. Zerfaß war Stellvertreter bei der Stadt. Nachdem Markus Neubrecht dem Kirner Land in der Fusionsphase Adieu sagte, hätte er freie Bahn gehabt – doch der ging auch. Zwei Eckpfeiler brachen weg. Alles in bester Reihenfolge – nur leider keine, die auf Stabilität schließen lässt. Vielleicht war die Reihenfolge auch eine andere. Wer weiß0 das noch so genau? Es entsteht der Eindruck: Die Bauamtsleitung ist ein Durchgangsbüro mit angeschlossenem Kofferschrank. Dabei ist das Bauamt kein Nebenjob. Es ist das technische Herzstück einer Verbandsgemeinde. Hier werden Förderanträge geschrieben, Bebauungspläne geschmiedet, Brücken repariert und manchmal auch Gräben zugeschüttet – politisch wie baulich. Doch wer diesen Job in Kirn übernimmt, muss nicht nur Straßen bauen, sondern offensichtlich auch Nerven wie Drahtseile mitbringen. Oder einen guten Fluchtplan.
Jetzt ist die Stelle wieder ausgeschrieben. Gottlon gibt es das eigenen Stellenblättchen – ähm- Mitteilungsblatt. Bewerber? Willkommen! Doch die Schlange dürfte übersichtlich bleiben. Schließlich spricht sich so ein Fluktuationsdrama herum – spätestens im Behördenfunk oder beim Bauamtsstammtisch im Landkreis. Wer heute Bauamtsleiter im Kirner Land werden will, braucht nicht nur Fachkompetenz, sondern auch Abenteuerlust. Und vermutlich einen gut gepackten Rucksack. Bleibt die Frage: Was läuft schief in einem Amt, das so wichtig und doch so verlassen ist? Liegt es an Überlastung? Fehlender Rückendeckung? Einem kollektiven Würgereflex beim Thema Förderverfahren? Was es auch ist – es wäre höchste Zeit, es zu beheben. Sonst bleibt das Bauamt nicht Rückgrat, sondern wird endgültig zum Wackelkontakt der kommunalen Daseinsvorsorge.
Hoffentlich kommt mal jemand dort hin der vom Fach ist, die nötigen Impulse mitbringt und die Abteilung handlungsfähig macht.
Vielleicht kommt endlich mal jemand der die Zeichen der Zeit erkannt hat und zukunftsorientiert handelt. „Nachhaltiges Bauen“ müsste endlich mal in die Statuten aufgenommen werden und auch forciert und umgesetzt werden. Die derzeitigen Handlungsmuster auf dem Bauamt sind seit Jahrzehnten überholt. Das gesamte Amt scheint mir in der Zeit stehengeblieben zu sein. Nachhaltigkeit und Bewusstsein für das eigene Handeln ist dort gleich NULL! Auf dem Bauamt fehlt es einfach seit Jahren an Kompetenzen!