OP-Zahlen in Kirn: Zweifel und Forderungen nach Aufklärung

Nachgehakt! Der Zeitungsbericht im Öffentlichen Anzeiger vom 10. Juli unter der Schlagzeile „Wenige OPs machen Kirn unattraktiv“, in dem Zahlen für sich sprechen sollten, hat für erhebliches Aufsehen gesorgt. Der Artikel, in dem Klinikdirektor Manuel Seidel öffentlich erklärte, nur 32 Operationen seien zwischen Januar und Mai in Kirn durchgeführt worden, wirkt nach – und wirft neue Fragen auf. Denn hinter diesen 32 deklarierten Operationen steht inzwischen ein dickes Fragezeichen. Selbst wenn die Diakonie über eine gezielte Steuerung des OP-Betriebs durch begrenzte Verfügbarkeit von Anästhesie-Fachpersonal Einfluss genommen haben sollte, erscheinen die genannten Zahlen auffallend niedrig – und werfen berechtigte Zweifel auf. Diese Einschätzung teilt auch die FDP im Kreistag. Fraktionssprecher Thomas Bursian, der als gut vernetzter Kenner der Klinikszene gilt, stellt die genannte Zahl offen infrage. Er fordert eine parteiübergreifende Initiative im Kreistag, um über Landrätin Bettina Dickes die Diakonie zu vollständiger Transparenz zu bewegen. Sein Vorschlag: eine konzertierte Aktion aller Fraktionen, die gemeinsam Klarheit und Wahrheit einfordern.

Hinter den 32 deklarierten Operationen ist ein deutliches Fragezeichen zu setzen. Selbst , wenn die Diakonie über die künstliche Verknappung des Anästhesiefachpersonals die Operationen steuern kann, sind diese merkwürdig niedrig angesetzt“, sagt Thomas Bursian.

Denn aus dem Umfeld des Kirner Krankenhauses ist von deutlich mehr als 300 Operationen im selben Zeitraum die Rede – ein massiver Widerspruch zur offiziellen Darstellung. Auch die Bürgerinitiative zum Erhalt des Kirner Krankenhauses fordert angesichts dieser Diskrepanz Aufklärung – und, sofern erforderlich, eine öffentliche Richtigstellung durch Klinikchef Seidel. Ein Unterschied dieser Größenordnung kann nicht folgenlos bleiben. Wenn statistische Angaben so weit auseinanderliegen, stellt sich unweigerlich die Frage: Wird hier möglicherweise mit einer begrenzten Datenbasis eine Entwicklung begründet, die längst politisch oder strategisch beschlossen wurde? Kritiker äußern genau diesen Verdacht. Sie vermuten, dass bestimmte Eingriffe – etwa ambulante oder kleinere Operationen – möglicherweise nicht in die genannte Zahl eingeflossen sind. So entstünde der Eindruck, die operative Auslastung in Kirn sei geringer, als sie tatsächlich ist. Sollte das zutreffen, hätte eine selektive Erhebung der Zahlen erhebliche Konsequenzen für die Bewertung des Standorts.

Diese Sorge ist nicht unbegründet. Seit Jahren wird das chirurgische Profil in Kirn schrittweise geschwächt: Personal wurde abgezogen, Eingriffe verlagert, Versorgungsstrukturen abgebaut. Dass unter solchen Bedingungen die Zahl der Operationen sinkt, überrascht kaum – sie ist nicht Ursache, sondern Folge eines über Jahre geduldeten oder gelenkten Rückbaus. Und genau das macht die aktuelle Debatte so brisant. In der Region wird der Rückzug der Diakonie aus Kirn längst nicht mehr als betriebswirtschaftliche Notwendigkeit wahrgenommen, sondern als Ergebnis einer schrittweise vollzogenen Strategie. Der Eindruck, dass nun eine bewusst reduzierte Datengrundlage als Argument für das endgültige Aus dient, bestärkt jene, die seit Jahren vor dieser Entwicklung warnen. Ein klares, geschlossenes Auftreten des Kreistags wäre in dieser Situation mehr als ein politisches Statement. Es wäre ein Signal für Transparenz, für Verantwortungsbewusstsein – und für die Menschen, die sich seit Jahren für eine wohnortnahe medizinische Versorgung in Kirn einsetzen.