Pressefreiheit ist ein grundlegendes Prinzip einer demokratischen Gesellschaft – doch im Kirner Land wird diese Freiheit derzeit hinterfragt, zumindest in Bezug auf die Reaktion von Bürgermeister Thomas Jung auf kritische Berichterstattung. In einer kürzlich veröffentlichten Ausgabe nahm Marian Ristow, Chefredakteur des Öffentlichen Anzeigers, das Verhalten politischer Akteure in der Region unter die Lupe und äußerte Bedenken. Obwohl er keine Namen nannte, war die Kritik deutlich – darunter auch an Bürgermeister Thomas Jung, der sich durch kritische Medienberichte anscheinend gestört fühlte. Auslöser der Diskussion war ein Artikel vom 14. Februar mit der Schlagzeile: „Die Einnahmen sinken, doch der Apparat wächst.“ Diese Überschrift, die auf den Widerspruch zwischen rückläufigen Einnahmen und wachsender Verwaltung hinwies, traf offenbar einen empfindlichen Nerv. Die Reaktion des Bürgermeisters ließ nicht lange auf sich warten: Der betroffene Journalist durfte zwar an der Sitzung teilnehmen, jedoch unter Auflagen, die den Zugang zur Berichterstattung erheblich einschränkten – Fotografieren und Tonaufnahmen waren untersagt.
Darüber hinaus wurde der Journalist in der anschließenden Haushaltsrede des Verwaltungschefs thematisiert, um nicht zu schreiben gemaßregelt. Diese Reaktionen werfen die Frage auf, ob der Umgang mit kritischer Berichterstattung in einer demokratischen Gesellschaft wirklich dem Geist einer freien Presse entspricht. Schließlich basiert die Arbeit eines Journalisten auf einer sachlichen und faktenbasierten Auseinandersetzung mit relevanten Themen – etwas, das in einer funktionierenden Demokratie grundlegend und unverzichtbar ist. Pressefreiheit bedeutet, dass Journalisten frei berichten können, auch über Themen, die Politikern möglicherweise nicht gefallen. Wenn eine solche Berichterstattung nicht akzeptiert wird, stellt sich die Frage, ob man das Prinzip der freien und offenen Auseinandersetzung in einer Demokratie wirklich versteht. Wie Ristow in seinen Kommentaren fordert, könnte es hilfreich sein, sich mit den Grundlagen der Staatsbürgerkunde auseinanderzusetzen – möglicherweise bieten Verwaltungsschulen ja entsprechende Seminare für Bürgermeister an.