Es gibt Dinge, die kann man kaum in Worte fassen. Ein kleines Stück Erde neben der Leichenhalle sollte modelliert, bewegt und geebnet werden – für stolze 61.818 Euro. „Was kann daran schon so teuer sein?“, fragt sich der geneigte Beobachter. Selbst mit zusätzlichen Bohrungen, gegossenen Fundamenten und Kurzwegen wirkte dieser Betrag ungewöhnlich hoch. Der Auftrag wurde im vereinfachten Verfahren vergeben, offenbar aufgrund der als dringend erachteten Notwendigkeit neuer Bestattungsmöglichkeiten. So stand es zumindest im Protokoll geschrieben. Die Firma Bronn aus Oberhausen rückte daraufhin sofort mit einem Bagger an. Doch dann? Monatelanger Stillstand.

Zugegeben, im Sommer hat sich der Bagger kurz bewegt – ein bisschen Erde wurde von links nach rechts geschoben. Dann passierte: nichts. Das Steinmetzunternehmen Barth aus Simmertal, das bereits im vergangenen Sommer mit der finalen Grabgestaltung beginnen wollte, konnte aufgrund der noch ausstehenden Vorarbeiten nicht tätig werden. Der einstige Zeitdruck, der die schnelle Vergabe nötig gemacht hatte, stand plötzlich nicht mehr im Fokus. Doch nun, im Februar – fast ein Jahr nach der Vergabe – hat die Firma Bronn endlich mit den eigentlichen Erdarbeiten begonnen. Aktuell wird an der Anlage der Urnengrabfelder und an der Gestaltung der Wege gearbeitet. Immerhin.

Trotzdem bleibt die Frage: Warum wurde der Auftrag nicht ausgeschrieben? Eine Ausschreibung hätte Transparenz geschaffen – und möglicherweise einen günstigeren Anbieter. Dem Vernehmen nach sollen im Kirner Land solche Grabfelder oft für deutlich geringere Kosten umgesetzt worden sein – manchmal sogar in Eigenregie. Eine Vergleichskalkulation scheint in diesem Fall nicht erfolgt zu sein. Wahrscheinlich spielte die angenommene Dringlichkeit eine Rolle.

Ob die Eile tatsächlich so groß war, wie zunächst dargestellt, bleibt offen. Aber immerhin geht es jetzt los.