Der „Putschversuch“ – oder wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach es zu nennen beließ – der hinteren Reihe der Abgeordneten, wurde abgewehrt. Und was bleibt? Bundeskanzler Olaf Scholz stellt sich ein weiteres Mal zur Wahl. Das ist zwar keine Überraschung, aber es ist nicht minder bemerkenswert, dass der Genosse Scholz es wagt, erneut anzutreten – obwohl selbst Joe Weingarten, der Mann von der Nahe, sich eigentlich etwas anderes gewünscht hätte. Doch was bedeutet das für den SPD-Mann, der jetzt vielleicht ein bisschen weniger begeistert in der Berliner Luft schwebt? Isoliert? Wohl kaum! Zwar hat er sich mit seiner Forderung weit aus dem Fenster gelehnt – so weit, dass der Wind dort oben ihm jetzt kräftig um die Ohren bläst –, aber das heißt noch lange nicht, dass er jetzt von den großen Fischen der SPD in die politische Wüste geschickt wird. Eher im Gegenteil: Weingarten bleibt der Mann, der weiß, was er will, und – das ist ihm nicht zu nehmen – der auch nicht davor zurückschreckt, das lautstark zu verkünden.

Die SPD-Führung mag ihm jetzt vielleicht den ein oder anderen doppelten Espresso mehr gönnen, um sich von der Aufregung zu erholen, doch „Little-Joe“ weiß, was er an seiner Basis hat. Klar, vielleicht hat er nicht unbedingt das Zeitfenster genutzt, das ihm die feine Art der Politik empfiehlt – „nicht der Erste zu sein, der sich aus der Deckung wagt“ –, aber wer ihn kennt, weiß: Der Mann trägt sein Herz nun mal etwas schneller auf der Zunge als andere. Das ist nicht jedermanns Geschmack, aber das hat ihm seine Sympathien an der Nahe eingebracht. Weingarten jedenfalls bleibt ein Mann, der sich nicht leicht unterkriegen lässt – auch wenn er vielleicht bei diesem politischen Manöver etwas zu früh die Hosen runtergelassen hat. Aber wer will schon der Langsame in der politischen Arena sein?