Es gibt Politiker, die sich Zeit für ihre Worte nehmen. Und dann gibt es Joe Weingarten – einen Mann, der nicht nur mit seinen Worten, sondern auch mit seiner Meinung klar Schiff macht. Der SPD-Mann aus der Region Nahe ist bekannt dafür, dass er gerne vorprescht, wenn es um politische Einschätzungen geht – vor allem dann, wenn die Führung seiner eigenen Partei „schwächelt“. In einer aktuellen Aussage gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel, die später auch vom SWR in den Nachrichten zitiert wurde, ließ „Little Joe“ kein gutes Haar an Bundeskanzler Olaf Scholz: „Scholz ist bei den Menschen unten durch“, erklärte Weingarten. Das war sicher keine Einladung zu einem gemeinsamen Kaffee auf der Kanzlertreppe. Weiter: „Boris Pistorius muss kommen, sonst wird die Partei bei der nächsten Wahl ein Desaster erleben!“ Es ist kein Geheimnis, dass Weingarten und Pistorius über ihre Arbeit im Verteidigungsausschuss gut miteinander können. Ihre Zusammenarbeit dort gilt als konstruktiv und von gegenseitigem Respekt geprägt – ein Faktor, der Weingarten offenbar noch weiter bestärkt, Pistorius als möglichen neuen Hoffnungsträger der SPD ins Gespräch zu bringen.

Eine deutliche Warnung, die unterstreicht: In der SPD wird die Luft immer dünner. Doch was steckt hinter Weingartens scharfer Kritik? Ist es Ausdruck seiner politischen Vision oder vielleicht doch ein wenig Selbstschutz? Denn angesichts des Scheiterns der Ampel-Koalition und einer Partei, die zunehmend an der Basis ins Wanken gerät, dürfte es für den Abgeordneten von der Nahe nicht einfach werden, erneut in den Bundestag einzuziehen. Es steht außer Frage: Am Stuhl des Kanzlers wird kräftig gesägt. Weingarten ist nicht der einzige, der mit seiner Kritik aufhorchen lässt. Während Scholz weiterhin politische Manöver ausheckt, formiert sich eine kleine, aber wachsende Fraktion innerhalb der SPD, die ihren Favoriten für den Kanzlerposten längst gefunden hat:

Boris Pistorius. Der Verteidigungsminister gilt mittlerweile als der neue Hoffnungsträger der SPD – zumindest in den Augen derer, die das Gefühl haben, dass Scholz das Ruder überfordert. Wird Pistorius das Steuer übernehmen und die SPD aus ihrer Krise manövrieren? Oder wird „Little Joe“ weiterhin die Rolle des wachsamen Kritikers einnehmen und uns mit weiteren, meist wenig schmeichelhaften Hinweisen auf die Schwächen der Regierung versorgen? Eines steht jedenfalls fest: In der SPD brodelt es, und Weingarten wird auch weiterhin mit seinen klaren Worten ein bedeutender Akteur im politischen Diskurs bleiben.