Der Aufschrei in der SPD ist groß, vor allem in Leserbriefen: CDU-Landrätin Bettina Dickes unterstützte im Bad Sobernheimer Bürgermeisterwahlkampf und sorgte für Furore. Die Genossen sind noch immer empört und beleidigt über diesen „neutralen“ Coup, der den SPD-Amtsinhaber aus dem Amt kegelte und nach Parteitaktik riecht. Doch statt sich nur zu empören, stellt sich die Frage: Wo bleibt die Alternative? Die SPD appelliert an die Wähler, Dickes bei der Landratswahl im Herbst abzustrafen. Doch wen sollen sie wählen, wenn die eigene Partei offenbar keinen Kandidaten ins Rennen schickt? Die Antwort bisher: Schweigen. Hat man es versäumt, jemanden mit auch nur einer Spur von Chancen ins Spiel zu bringen? Schaut ganz danach aus.
Joe Weingarten? Sicherlich geeignet und aussichtsreich, aber im Bund unterwegs und sicher nicht verfügbar. Oliver Kohl? Der bleibt sicherlich lieber im Trockenen hinter seinem Schreibtisch und vermeidet jegliches Risiko. Der wäre auch schön blöd seinen Hut nach dem Kirner Debakel in SPD-Ergebenheit erneut in den Ring zu werfen. Jemand vergessen? Wohl kaum. So bleibt Dickes trotz aller Kritik als einzige Gewinnerin – nicht wegen ihrer Brillanz, sondern mangels Konkurrenz. Die SPD gleicht dem Kaiser ohne Kleider, während die Wähler ratlos den Wahlzettel betrachten. Ein Kurswechsel in der Kandidatenförderung ist dringend nötig, um nicht weiter Statist im eigenen Drama zu sein. Die Quintessenz? Dickes bleibt, weil die SPD keinen Kandidaten mit mehr als einem Schattenwurf einer Chance aufstellt. Und andere Bewerber sind eh nur Randerscheinungen. Ein Armutszeugnis für eine Volkspartei, die einst den Takt vorgab und nun den Taktstock verloren hat.