Ah, das politische Schauspiel aus dem Kirner Land, immer für eine Überraschung gut! Die vorläufigen Kreistags-Ergebnisse sind da und bieten Stoff für jede Menge Dramen, Komödien und Tragödien. Beginnen wir mit der SPD, die mit Judith Dröscher und Lena Müller gleich zwei Damen aus dem Kirner Land in aussichtsreichen Positionen ins Rennen geschickt hat – und gewonnen! Da kann man nur sagen: Girl Power! Dann hätten wir Thomas Lorenz von der FWG Kreis, der es auch geschafft hat. Er wird sich sicher freuen, wieder im Kreistag Platz zu nehmen und mitreden zu dürfen – ob man ihm auch zuhört, bleibt abzuwarten. Man sollte es tun. Und dann der VG-Bürgermeister Thomas Jung. Von Position 19 gestartet ist er auf Platz 13 der CDU-Ergebnisliste sicher drin ist. Dieser an sich neutrale Kerle, der politisch betrachtet, wie ein Chamäleon agiert – mal leicht schwarz, mal etwas heller – hat es trotz erheblichem Gegenwind vor seiner eigenen Haustür geschafft. Claus Tressel, durch und durch CDU wurde durchgereicht und hat es sich auf Platz 19 gemütlich gemacht, was einem Aufenthalt im Wartezimmer gleichkommt. Vielleicht schafft er es als Nachrücker doch noch ins Geschehen. Ihm wäre es zu wünschen. Die Liberalen, Thomas Bursian und Frank Ensminger, sind die alten Hasen im Spiel und haben es erneut geschafft.
Diese politischen Dinosaurier, die keine Wahl auslassen, beweisen, dass man mit einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen und einer Prise Liberalismus fast unverwüstlich ist. Summa summarum könnten wir jetzt 7 Vertreter aus dem Kirner Land im Kreistag wissen. Verglichen mit den mageren 4 Mohikanern der letzten Legislaturperiode ist das ein Sprung wie von der Kreisklasse direkt in die Bundesliga. Aber Vorsicht, nur weil man mehr ist, heißt das noch lange nicht, dass man auch den Westen puschen kann. Die Krönung des Ganzen ist jedoch die Wahl von Jung. Ein Bürgermeister, der in seinem eigenen Landstrich heftigen Gegenwind verspürt und dem schon vorgeworfen wurde, er habe seine Kabine verloren – um es in Fußballjargon zu sagen. Jetzt wird der Cowboy mit einem Sitz im Kreistag belohnt, obwohl er durch seinen Gebühren-Murks und die anschließende Entschuldigungs-Orgie der AfD eine gehörige Stärkung verpasst hat, die man sich nicht einmal in den schlimmsten Albträumen hätte ausmalen können. Aber so ist das eben in der Politik: Die einen müssen bangen und hoffen, während andere trotz Fehltritten durchmarschieren. Das Kirner Land bleibt spannend – und wir schauen mit Popcorn und Cola zu.