Wie der professionelle Lokaljournalismus sich selbst großartig kaputtgemacht hat, zeigt sich auf wunderbare Weise in der neuen Ausgabe „Kirner Land / An Nahe und Glan“ der Rhein Zeitung. Großartig auf wunderbare Weise sogar. Was müssen die Leser noch alles ertragen, bevor sie sich fragen, ob es überhaupt noch Qualität gibt? Ein Beispiel für eine journalistische Bankrotterklärung ist die heutige Montagsausgabe. Die Redakteure haben ganze zwei Seiten für eine Region zusammengestellt, die zu besten Zeiten tagtäglich mit fünf bis sechs Seiten abgedeckt wurde. Von den beiden Seiten heute ist eine halbe noch mit Traueranzeigen vollgestopft.
Es wird Zeit, dass die Redaktion die Realität akzeptiert und zugibt, dass die westlichen Regionen des Landkreises nur noch als Nebenschauplatz dienen. „Friss oder stirb“ oder „lies oder kündige“ scheint die Devise zu sein. Hauptsache billig und Hauptsache wenig Aufwand – das passt einfach nicht zusammen. Zwar gibt es Ausnahmen von der Regel, aber von vereinzelten Sternstunden kann man sich auf Dauer nichts kaufen. Ehrlich, wer legt schon knapp 60 Euro im Monat für dieses „Lesevergnügen“ auf den Tisch? Das ist doch schon fast Selbstgeißelung oder Verschwendung.
Ein Konzertbericht aus Kirn – was für ein Highlight! Das war es dann auch schon. Die Medienschelte von Thomas Jung bei seiner Haushaltsrede hat offensichtlich eine Wirkung erzielt. Kaum hat der Bürgermeister seine kritischen Worte geäußert, schon schränken die Blattmacher die Berichterstattung weiter ein. Viel Eindruck scheint der Kerle nicht hinterlassen zu haben. Wahr ist, der Lokalteil wird zur Farce. Aber schlimmer geht’s immer. Wenn die Chefredaktion bei jeder strukturellen Veränderung nicht immer so prahlerisch auftreten würde, wäre das geringe Angebot eventuell noch zu ertragen. „Mehr Lokales, mehr aus der Region! Diesem Wunsch tragen wir ab heute mit einem deutlich erweiterten Regionalteil im ersten Buch und einem aufgewerteten zweiten Buch Rechnung…“. Häh? Diese Meinung dürfte der Kerle exklusiv haben.
Und auch der Redaktionsleiter aus Bad Kreuznach verspricht stolz, dass sie „kompakter und fokussierter arbeiten werden, weil besser organisiert“. Toll, man verkauft weniger Informationen über unsere Region und betrachtet es als Erfolg. Wow, Schönrederei in Vollendung. Aber was sollen sie auch machen? Sie müssen ja den weiteren Einschnitt verkaufen. Die Wahrheit liegt jedoch im Blatt, und das wissen auch die Leser. Die sind ja nicht dumm. Irgendwann wird die Rhein Zeitung mit immer weniger Leistung noch mehr Geld verlangen. Aber das wird dem Verlag auf die Füße fallen. Was für ein grandioses Ende!